In 40 Jahren 43 Stücke auf die Bühne gebracht
Aus: Berliner Woche (18.1.2025)
Autorin: Karla Rabe

Aus: Nachrichten AG (9.1.2025)
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Jubiläum in Zehlendorf: „Schattenlichter“ feiern 40 Jahre Theaterkunst!
Im Jubiläumsjahr 2025 feiert die Theatergruppe „Schattenlichter“ in Zehlendorf 40 Jahre seit ihrer ersten Aufführung eines Krippenspiels in der Paulus-Kirche. Die Gruppe wurde von einem evangelischen Gemeindepfarrer und Konfirmanden gegründet und erfreut sich bis heute an großer Beliebtheit. In den ersten drei Jahren fanden die Aufführungen hauptsächlich in Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen statt. Elke Brumm, die seit der zweiten Inszenierung aktiv ist, übernahm 1988 die organisatorische Leitung und lenkt die Geschicke der Gruppe.
Ursprünglich trugen die „Schattenlichter“ ihren Namen aufgrund der Schattenspiele, die sie in ihren Anfangsjahren präsentierten. Heute hat sich das Repertoire der Gruppe erheblich weiterentwickelt. Seit 1988 wird im Großen Saal des Gemeindehauses am Teltower Damm 6 ein abwechslungsreiches Programm geboten, das viele bekannte Werke umfasst. Dazu zählen unter anderem Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ und Bernard Shaws „Pygmalion“. Aktuelle Stücke wie „Frau Müller muss weg“ und „Der Vorname“ sind ebenfalls Teil des Programms.
Jubiläumsaufführung und kriminelle Unterhaltung
Im Jubiläumsjahr wird die Gruppe einen Krimi mit dem Titel „There is no Escape – Es gibt keinen Ausweg“ aufführen. Die Vorstellungen finden am 20. und 21. Februar um 19:30 Uhr sowie am 22. Februar um 18:00 Uhr im Gemeindehaus der Evangelischen Paulus-Gemeinde Zehlendorf statt. Platzkarten sind zum Preis von fünf Euro erhältlich, sowohl online als auch im Gemeindebüro. Für viele Theaterliebhaber ist der Besuch dieser Aufführung ein fester Termin im Kalender.
Während der Corona-Zeit passte sich die Gruppe an die neuen Bedingungen an und drehte einen Film, bei dem aus Sicherheitsgründen jeweils nur zwei Personen gleichzeitig auftraten. Dies zeigt die Flexibilität und die Entschlossenheit der „Schattenlichter“, auch in Herausforderungen künstlerisch aktiv zu bleiben. Auf ihrer Homepage können Interessierte weitere Informationen zu den Aufführungen sowie zur Chronik der vergangenen 43 Theaterstücke finden.
Suche nach neuen Talenten
Aktuell sind die „Schattenlichter“ auf der Suche nach männlichen Mitspielern im Alter zwischen 15 und 70 Jahren, die beim Bühnenbau helfen können. Potenzielle Interessierte können die Gruppe über die E-Mail-Adresse schattenlichter@gmx.de kontaktieren.
Das innovative und eindrucksvolle Format des Schwarzlichttheaters, das ursprünglich aus Asien stammt und in Prag eine besondere Blüte erfahren hat, könnte in den Inszenierungen der „Schattenlichter“ eine interessante Inspiration finden. Diese Theaterart nutzt eine dunkle Umgebung und spezielle UV-Lichttechnik, um beeindruckende visuelle Illusionen zu erzeugen. Akteure agieren oft in schwarzer Kleidung und schaffen mit Hilfe von fluoreszierenden Kostümen eine fesselnde Atmosphäre, die die Zuschauer in ihren Bann zieht. Ursprünglich waren es in den 1960er Jahren etablierte Theaterrichtungen wie Černé Divadlo in Prag, die grundlegende Prinzipien der Illusion und des Spiels weiterentwickelten.
Die Techniken des Schwarzlichttheaters haben sich seitdem stark diversifiziert und erstrecken sich nun über Länder wie Deutschland, Ungarn, die USA und viele weitere. In dieser farbenfrohen und zugleich mystischen Welt des Theaters finden sich Möglichkeiten, die Lage des „Schattenlichter“-Ensembles weiter zu beleben und neues Publikum zu begeistern. Das Zusammenspiel von Licht, Körpersprache und theatrale Darstellung eröffnet den „Schattenlichtern“ neue Wege, ihre künstlerischen Fähigkeiten weiter auszubauen und in Zukunft einzigartig zu performen. Weitere Aspekte des Schwarzlichttheaters sind die Einbeziehung moderner Tanztechniken und der Einsatz variierender Bühnentechnologien, was die Attraktivität der Darbietungen umso mehr steigert.
Mit viel Spaß hatten die Schattenlichter im Februar 2023 die Komödie „Extrawurst“ aufgeführt. Dementsprechend war die Begeisterung der Theatergruppe groß, als sie hörte, dass das „Extrawurst“-Autorenteam – Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob – ein neues Stück geschrieben hat. Fünf Schattenlichter sahen es sich heute im Renaissance-Theater an, wo schon auch „Extrawurst“ zu sehen gewesen war.
„Kalter weißer Mann“ heißt das neue Stück, und es spielt in einer Friedhofskapelle. Gernot Steinfels, Patriarch einer Firma des alten deutschen Mittelstands, ist verstorben, und sein designierter Nachfolger richtet für das Unternehmen die Beisetzung aus. Doch sein Text auf der Schleife sorgt für heftige Irritation: „In tiefer Trauer – Deine Mitarbeiter“.
Schnell hat der neue „alte weiße Mann“ an der Spitze seine Marketing-Leiterin, den Social-Media-Chef, seine Sekretärin und die selbstbewusste Praktikantin gegen sich.
Vor dem Theaterpublikum als versammelter Trauergemeinde zerfleischt sich die Führungsetage der Firma immer mehr. Nicht einmal der verzweifelte Pfarrer kann die Wogen glätten.
Mit scharfem Blick wird in der Komödie die Frage gestellt, welche Ausdrucks- und Verhaltensweisen politisch korrekt sind, und es zeigt sich, dass nicht jeder Mensch, der Moral von anderen einfordert, diese Maßstäbe auch für sein eigenes Handeln ansetzt.
Das Ganze ist perfekt geschrieben, kurzweilig inszeniert, toll gespielt und in einem schmucken Bühnenbild dargestellt.
Da stellt sich den Schattenlichtern nur eine Frage: Können wir dieses Stück im Februar 2026 selbst aufführen?
Die Schattenlichter bereiten sich auf ihr 40-jähriges Gruppenbestehen vor – ein ganz schön langer Zeitraum, der einen langen Atem erfordert. Umso beeindruckender ist es, wenn jemand bereits seit 60 Jahren auf der Bühne steht – und das nicht nur als Hobby, sondern hauptberuflich. Aus diesem Respekt heraus sahen die die Schattenlichter heute Abend im Schlosspark-Theater die Jubiläumsveranstaltung „Stationen eines Komödianten“ an – zum 60-jährigen Bühnenjubiläum von Dieter Hallervorden.
Hallervorden, 1935 in Dessau geboren, kann man als ausgesprochen umtriebig bezeichnen: Er arbeitet(e) als Schauspieler, Kabarettist, Sänger, Synchronsprecher, Moderator und Theaterleiter. Große Popularität im deutschsprachigen Raum erlangte er Mitte der 1970er Jahre mit der Slapstick-Reihe „Nonstop Nonsens“ und seiner Figur Didi. Ebenso machte er sich einen Namen als Betreiber des Kabaretts „Die Wühlmäuse“ und mit der mehr als 100 Folgen umfassenden Fernsehshow „Spott-Light“.
Im Berliner Südwesten hat er als Retter des damals leerstehenden Steglitzer Schlosspark-Theaters die Herzen der Theatergemeinde erobert: Ende 2008 vergab die Stadt Berlin das Schlosspark-Theater nach einer Ausschreibung an Hallervorden. In einem Alter, in dem andere längst im Ruhestand sind, unterschieb Hallervorden einen zehnjährigen Mietvertrag und ließ mit privatem Geld Umbauarbeiten am Theater durchführen. 2009 nahm die Spielstätte ihren vollen Spielbetrieb wieder auf. Neben zahlreichen Gastspielen von prominenten Kollegen steht Dieter Hallervorden auch selber auf der Bühne, immer von stehenden Ovationen des Publikums begleitet.
Als ob das alles nicht genug wäre, eröffnete Hallervorden vor zwei Jahren – mit 86 – noch eine weitere Spielstätte, und zwar in seiner Heimatstadt Dessau.
In den frühen 2010er Jahren spielte Hallervorden im mehreren Kinofilmen ernsthafte Charakterrollen wie einen alternden ehemaligen Marathonläufer in „Sein letztes Rennen“ (2013) und einen dementen Großvater in „Honig im Kopf“ (2014). Spätestens dann war klar, dass Hallervorden nicht nur Slapstick kann, sondern auch Drama und Tiefgang. Auch im Schlosspark-Theater stehen beide Gattungen auf dem Programm, wobei Komödien den deutlich größeren Anteil haben.
Die Ankündigung des Theaters für die Jubiläumsveranstaltung ließ vor allem heitere Einlagen erwarten: „Dieter Hallervorden lässt sich nicht lumpen und bietet die ultimative Publikumsherausforderung“, hieß es. „Eine Kreuz- (und Quer)fahrt durch die verschiedenen Stationen seiner Bühnenlaufbahn. Kurzum: Mit diesem Programm serviert Hallervorden ein reichhaltiges Unterhaltungsmenü – bestehend aus den Höhepunkten einer Bühnenkarriere – fein gewürzt mit Novitäten.“
Wir fanden diese vollmundige Ankündigung eher abschreckend – und waren dann von dem kurzweiligen Theaterabend angenehm überrascht. Vieles war wirklich lustig, vieles kritisch, vieles gut beobachtet. Die meisten Szenen erfolgten im Zusammenspiel mit Harald Effenberg; dazwischen gab es Filmeinblendungen aus alten Zeiten und die eine oder andere gesungene Einlage. Das ausverkaufte Haus belohnte jede Szene mit viel Applaus und mit Gelächter, und bei der Erwähnung von Hallervordens Alter – 88 3/4 – gab es noch einmal langanhaltenden Applaus. „Wie kann man in diesem Alter so textsicher und körperlich so fit sein“, hörte man in fast jedem Pausengespräch.
Erst als Zugaben gab es dann die alten Didi-Klassiker. Erstaunlich, wie gut man sich im Publikum noch an einzelne Szenen, Töne, Mimik und Redewendungen aus Sketchen der 70er-Jahre erinnern konnte! Dem Publikum der nächsten vier Vorstellungen sei also empfohlen, in jedem Fall auch die Zugaben herauszuklatschen!
Dem bewundernswerten Ausnahmeschauspieler wünschen die Schattenlichter viele weitere tatkräftige Bühnenjahre!
Heute brachten sich die Schattenlichter im Renaissance-Theater so richtig in Weihnachtsstimmung: In der Komödie „Die Weihnachtsfeier – In der Filiale brennt noch Licht“ geht es um eine Weihnachtsfeier im Kollegenkreis – ein dankbares Szenario, zu dem jedem von uns sicherlich einiges einfallen würde!
Das Stück würde auch auf die Schattenlichter-Bühne passen, denn es gibt
– ein einziges Bühnenbild,
– ein überschaubares Ensemble von sechs oder sieben Schauspielerinnen und Schauspielern,
– zwei Stunden Gesamtlänge,
– eine witzige Grundidee,
– eine kurzweilige Ausführung,
– kontroverse Diskussionen
– und am Ende natürlich einen saftigen Eklat.
Die altgedienten Bankbeschäftigten Frau Müller, Frau Gerber, Frau Schneider, Herr Kaufmann und Herr Maier sowie der Azubi Adrian kommen am letzten Arbeitstag vor den Weihnachtsfeiertagen im Pausenraum ihrer Bankfiliale zum Feiern inklusive Käseigel, Bowle und Karaokeanlage zusammen.
Schon bald treten die ersten Sticheleien zutage, man erkennt, wer mit wem auch privat – oder zumindest heimlich im Tresorraum – etwas zu tun hat, und der Niedergang der Filialkultur wird thematisiert. Je nach Stimmungsschwankungen und Alkoholpegel nehmen die Feiernden das vermutlich bald bevorstehende Ende ihrer Filiale mal gelassen, mal pathetisch, mal fatalistisch hin – und mal auch mit geheimen Lösungsstrategien.
Wer mehr wissen will, muss es sich ansehen – und anhören, denn die Karaokeanlage kommt häufig zum Einsatz, von „Last Christmas“ bis „All I want for Christmas is you“.
Das Stück läuft von morgen bis zum 22. Dezember 2023 noch täglich (außer Montag), und es sind für alle Tage noch einige Karten zu haben. Auch auf den billigen Plätzen in den letzten Reihen (17 Euro) kann man alles gut sehen und hören.
Die kurzweiligste Shakespeare-Inszenierung, die wir je gesehen haben – da waren sich vier Schattenlichter sofort einig, nachdem sie heute Abend „Zwei Herren aus Verona“ im Open-Air-Theater der Shakespeare Company Berlin am Insulaner gesehen hatten.
Von der ersten Minute an kommt die Inszenierung von Shakespeares Frühwerk leichtfüßig, kurzweilig, ideenreich und witzig daher. Sechs Schauspielerinnen und Schauspieler stellen in zweieinhalb Stunden 18 Charaktere dar, wobei auch mal eine leere Ritterrüstung eine Rolle übernimmt oder ein Zuschauer als missgestalteter Hund eingebunden – beziehungsweise angebunden – wird.
Die beiden Herren aus Verona sind die langjährigen Freunde Valentin und Proteus. Valentin will hinaus in die Welt, um am Hofe des Herzogs von Mailand sein Glück zu finden. Proteus hingegen möchte Verona keinesfalls verlassen, da er in die schöne Julia verliebt ist. Doch schon bald wird er von seiner Mutter gezwungen, Valentin an den Hof des Herzogs zu folgen.
Valentin hat sich in Mailand in die Herzogstochter Silvia verliebt, die jedoch nach dem Wunsch ihres Vaters den reichen Adligen Thurio heiraten soll. Auch Proteus verliebt sich in Silvia, und um sich die Gunst des Herzogs zu sichern, ködert Proteus den Herzog und Thurio mit einer geschickten Intrige, die Valentin in die Verbannung zwingt. Inzwischen hat sich Julia als Mann verkleidet nach Mailand aufgemacht, um Proteus wiederzusehen.
Bis zum Schlussakkord geschehen noch viele überraschende Wendungen, durch die das Ensemble sein Publikum in vielen kurzen Szenen und teilweise auch mit gekonnter musikaler Untermalung führt.
Perfekte Unterhaltung für einen schönen Sommerabend, den man nirgendwo anders als unter freiem Himmel hätte verbringen wollen!
Der Sommer hat gerade erst begonnen, also gibt es noch zahlreiche Gelegenheiten, dieses Stück oder sechs weitere Shakespeare-Werke am Insulaner zu sehen.