Sie kann auch singen!

Sie kann auch singen!

Wer sich im Theater auf Weihnachten einstimmen will, dem empfehlen die Schattenlichter einen Gang ins Theater am Kurfürstendamm: Erst das Lichtermeer der üppig und geschmackvoll illuminierten Straße aufnehmen, dann Gayle Tufts und „Very Christmas“ sehen.

Angesichts des Namens Gayle Tufts könnte man einen Abend voller Geplauder in der für die Entertainerin typischen deutsch-englischen Sprachmischung erwarten. Doch man wird überrascht, denn Gayle Tufts kann auch richtig gut auf „Denglisch“ singen. Dafür hat sie charmante Gesangspartner aus New York, England und Österreich an Bord — und ein dreiköpfiges Instrumentalteam. Marian Lux, der musikalische Leiter der Produktion, hat bekannte Weihnachtslieder beschwingend arrangiert, und mit den passenden Lichteffekten und quasi minütlich wechselnden Abendkleidern von Gayle Tufts und ihren Mitstreitern kommt Stimmung auf.

Gayle Tufts führt von Lied zu Lied und fasst dabei mancherlei Typisches originell zusammen: beispielsweise, dass in den USA nur am 25.12. Weihnachten gefeiert wird, während wir in Deutschland den ganzen Advent, Nikolaus und drei Weihnachtsfeiertage haben. Dafür lassen es die Amerikaner mit fetzigen Songs richtig krachen, während wir besinnlich-zurückhaltend „Oh du Fröhliche“ flüstern.

Auch wenn Gayle Tufts einen Trump-freien Abend verspricht, erfährt das Publikum, dass die Entertainerin kürzlich aus aktuellem Anlass die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat und dass sich Amerikaner im Publikum seit November 2016 immer verschämt ducken, wenn sie erkannt wären, während sie früher stolz auf ihre Nationalität gewesen seien.
Nicht zuletzt macht Gayle Tufts auch darauf aufmerksam, dass das Kudammtheater und die Komödie am Ende dieser Spielzeit abgerissen werden und das Ensemble nach einem Jahr Exil im Schiller-Theater zur Soielzeit 2019/20 wieder am Kudamm erwartet wird — im Untergeschoss des Neubaus. Really bedauerlisch!

Täglich außer montags bis zum 26.12.2018

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Andere Adventstermine können warten!

Andere Adventstermine können warten!

Wird etwas zur Tradition, wenn man es zum dritten Mal macht? Wenn ja, haben die Schattenlichter gestern Abend ihren traditionellen vorweihnachtlichen Theaterausflug unternommen.

Diesmal zog es elf Schattenlichter ins Kleine Theater am Südwestkorso, zur „Verlorenen Ehre der Katharina Blum“. Das Theater hatte die Bühnenadaption des Buches anlässlich des 100. Geburtstags von Heinrich Böll auf den Spielplan genommen.

Böll protestierte mit seinem Werk gegen Sensationsjournalismus und Lügenpresse — am Beispiel der Figur Katharina Blum, die zu Unrecht verdächtigt wird, die Komplizin eines gesuchten Kriminellen zu sein. Die sogenannte „Zeitung“ stellt sie mit allen Methoden der Boulevardpresse an den Pranger und zerstört so ihre soziale Existenz.

Alexander Kratzer hat die Romanhandlung verdichtet und auf funf Schauspieler reduziert. Dabei gehen keine wichtigen Informationen verloren. Im Gegenteil: Während Böll im Buch schon auf den ersten Seiten den Ausgang des Geschehens vorwegnimmt, um dann in Rückblenden zu analysieren, wie es dazu kommen konnte, verläuft die Handlung auf der Bühne chronologisch. So bleibt es für den Zuschauer der deutschen Erstaufführung spannend, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird.

Das raffinierte Bühnenbild besteht aus schmalen, hohen, halbdurchsichtigen Wandelementen, die wirkungsvoll unterschiedliche Räume und auch Ebenen schaffen können. So kann im Vodergrund die Handlung ihren Lauf nehmen, während im Hintergrund die fassungslose Katharina Blum die Zeitungsnachrichten über sich selbst liest, die ihr ihre Ehre rauben. Als Katharina Blum sich über die ungerechte und falsche Berichterstattung beklagt, wird ihr erwidert: „Es gibt ja auch andere Berichte, die neutral und sachlich sind.“ Darauf Blum: „Ja, aber die liest keiner …“

Im Vorwort seines Buches schreibt Böll, dass Ähnlichkeiten zwischen der „Zeitung“ und „BILD“ weder zufällig noch beabsichtigt seien, sondern schlicht unvermeidbar.

Offene Worte, klare Botschaften, dabei Spannung und Originalität — so wünschen sich die Schattenlichter einen Theaterabend. Daher lautet unsere Empfehlung: Unbedingt hingehen — andere Adventstermine können warten!

Katharina Blum verliert ihre Ehre wieder am Freitag, 8. Dezember, 20 Uhr, und am Sonntag, 10. Dezember, 18 Uhr.

Freut Euch auf einen Reigen von Theater-Tipps im Dezember: Wir werden noch Gayle Tufts mit „Very Christmas“ sehen, außerdem „Die Feuerzangenbowle“ und „Linie 1“. Das Jahr endet voraussichtlich mit Yasmina Rezas „Kunst“ im Berliner Ensemble“, aber den dazugehörigen Tipp wird es erst nach dem Jahreswechsel geben.

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Wie vom anderen Stern

Wie vom anderen Stern

Bei ihrer Gründung im Jahr 1985 waren die Schattenlichter eine typische kleine Westberliner Institution: In Zehlendorf-Mitte, nicht einmal drei Kilometer von der Mauer entfernt, ins Leben gerufen, spielte die damalige Konfirmandengruppe in ihrem Kiez im Gemeindehaus, in mehreren Kirchen und auf bezirklichen Veranstaltungen. Schon ein Jahr später gaben die inzwischen Konfirmierten ein – natürlich mit aufwendiger Anreise und mit stundenlangen Grenzkontrollen verbundenes – Gastspiel in ihrer ostdeutschen Partnergemeinde in Rangsdorf.

Was damals Alltag war und 26 Jahre nach dem Mauerfall anmutet wie Geschichten von einem anderen Stern, das kann man sich derzeit auch in der Schaubühne veranschaulichen: „Westberlin“ heißt Reinald Grebes Inszenierung, die von sieben Profischauspielern und sieben Laien dargeboten wird. Da kommen in zweieinhalb Stunden viele Lebensgeschichten, Meinungen und politische Ereignisse zusammen. Manches wirkt klischeehaft, anderes überzogen, manches wurde stark ausgewalzt, anderes fehlt – aber das Stück bietet ehemaligen Westberlinern, Wessis, Ossis und Touris jede Menge Stoff für lange Diskussionen, Fragerunden und Zeitzeugenmeinungsverschiedenheiten nach dem Theaterbesuch. Wie das Lebensgefühl in West-Berlin war, ist eben genauso individuell wie jeder von uns.

Wieder am 29.11., 30.11., 1.12., 4.12., 5.12. und 6.12.2017: Die hintersten Plätze für sagenhafte sieben Euro sind gar nicht schlecht. Nur bei den Schattenlichtern ist der Eintritt noch günstiger!

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Zurück an der Parkaue

Zurück an der Parkaue

Seit acht Tagen ist das Theater an der Parkaue wieder an der Parkaue. Ein Grund zum Feiern, denn durch den mehrere Millionen Euro teuren Umbau hat das zu DDR-Zeiten gegründete staatliche Theater zahlreiche Verbesserungen erhalten. Dazu zählen ein gigantischer Lastenaufzug und ein fünf Etagen umfassendes Lager. Nun müssen Kulissen nicht mehr in Containern im Hof untergebracht werden, sondern sie können wettergeschützt auf direktem Weg vom Lagerhaus zur Bühne gebracht werden.

Bei einer Veranstaltung für Berliner Elternvertreter zeigten die Dramaturgin und die Leiterin des Besuchsdienstes stolz ihr frisch modernisiertes Haus. Eine solche Führung hinter die Kulissen ist sonst für 3 Euro zu bekommen, und sie ist durchaus empfehlenswert. Der Besucher sieht dabei so manches, was sonst im Verborgenen bleibt, und lernt, was Inspizienten, Dramaturgen & Co. so alles in ihrem Arbeitsalltag tun.

Die Elternvertreter als Multiplikatoren der Schulen wurden auch eingeladen, sich eine neue Inszenierung des Theaters an der Parkaue anzusehen: Michael Endes „Unendliche Geschichte“. Die phantastische Geschichte über die Rettung des Landes Phantásien, das vom „großen Nichts“ bedroht ist, wurde mit phantastischen Mitteln umgesetzt. Alles, was die neue Bühnentechnik hergibt, kommt zum Einsatz: Es schneit, die Nebelmaschine nebelt, was das Zeug hält, Bubble Balls rollen über die Bühne, gigantische Tücher wallen, Bleche donnern, das Stroboskop blitzt, die Schauspieler klettern Gerüste hoch und wieder herunter, dass einem schwindlig wird, riesige Kostüme übertreffen einander gegenseitig, und pausenlos dreht sich die Drehbühne. Das alles ist ideenreich und originell, aber mit der Zeit setzt eine Übersättigung ein, die mit einem gezielteren Einsatz der Special Effects sicherlich zu verhindern gewesen wäre. Übrigens sahen das auch die anwesenden jugendlichen Schattenlichter so, die ja vielleicht einen anderen Effekthagel verkraften können als die Elterngeneration.

Im Gespräch mit den Elternvertretern nach seinem Alleinstellungsmerkmal unter den Berliner Kinder- und Jugendtheatern gefragt, sagt die Dramaturgin, dass man an der Parkaue Theater zeigt, ohne dabei erziehen zu wollen, und das Stück für sich sprechen lässt. Zudem stehe das Theater ständig im Dialog mit Schulen und Schülern und biete Gespräche und Diskussionen an.

Unsere Empfehlung: Die Hausführung machen und den umfangreichen Spielplan daraufhin durchforsten, welche Klassiker Ihr oder Eure Kinder gerade im Rahmenplan habt. Von „Kleider machen Leute“ über „Biedermann und die Brandstifter“ bis zu den „Ratten“ reicht das erstaunlich umfangreiche Repertoire. Ein Schulbesuch samt Nachbereitung lohnt sich sicherlich.

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Was beste Freunde wirklich über einander denken

Was beste Freunde wirklich über einander denken

Offenbar haben die Schattenlichter derzeit eine Schwäche für zeitgenössische deutsche oder französische Autoren, in deren Bühnenstücken Menschen mittleren Alters stehen, die sich in ihren Wohnungen treffen und deren gemütliche Abendveranstaltungen dramatisch eskalieren.

Man denke nur an die vielen Lutz-Hübner-Stücke, die wir in den letzten Monaten gesehen haben, an „Bella Figura“ von Yasmina Reza, an „Der Vater“ von Florian Keller oder auch an unser eigenes aktuelles französisches Stück „Der Vorname“!

Heute ist ein weiteres hinzugekommen: „Hinter der Fassade“, die deutschsprachige Uraufführung eines Stücks des französischen Erfolgsautors Florian Zeller. Es ist seit vorgestern im Renaissance-Theater zu sehen – eine Kooperation mit dem St.-Pauli-Theater Hamburg.
Der Titel „Hinter den Kulissen“ ist programmatisch: Wir erfahren, was sich hinter der Fassade der Charaktere abspielt und was beste Freunde wirklich voneinander halten.

Der gemütliche Abend unter Freunden steht unter schlechten Vorzeichen: Patrick und Laurence haben sich kürzlich getrennt – ein Schock für ihre langjährigen Freunde Isabelle und Daniel. Patrick hat eine neue Freundin, und so treffen sich die beiden Pärchen zum ungezwungenen Kennenlernen in der Wohnung von Isabelle und Daniel. Eifersucht, Unsicherheit, Angeberei und Angst sind nur einige der Themen, die dabei zutage treten.
Die berühmte Schattenlichter-Frage: Was können wir uns von der Inszenierung abgucken? Da ist vor allem das Stilmittel, seine Gedanken laut auszusprechen, aber sich auch dabei zum Publikum zu wenden, so dass die anderen Bühnencharaktere das Gesagte scheinbar nicht hören. Die Zuschauer erfahren auf diese Weise einiges, was auch durch beste Mimik in einem großen Theatersaal nicht zu vermitteln wäre. Dieses Stilmittel kennen die Schattenlichter schon von früheren französischen Autoren wie Molière, bei dem es in solchen Fällen im Kursivtext „(beiseite)“ hieß. Das ist witzig und kurzweilig und kommt bei „Hinter den Kulissen“ ganz ungekünstelt daher. Vor allem Herbert Knaup beherrscht diese Kunst meisterhaft; sein Daniel verheddert sich in seinen widerstreitenden Gefühlen, und seine Gedanken mäandern beachtlich zwischen Zufriedenheit und Ausbruchslust.

Ein bisschen neidisch sind die Schattenlichter auf die kleine Drehbühne des Renaissance-Theaters, die es erlaubt, vom Wohnzimmer in die Küche bzw. in anderen Szenen von der Küche ins Wohnzimmer zu schauen. Auf gewisse Weise ist auch das ein Blick „hinter die Kulissen“.

Unser Tipp: Schnell Karten besorgen, denn es lohnt sich sehr, aber das Stück ist offenbar nahezu ausverkauft.

Täglich bis Freitag, 17.11.2017, jeweils um 20 Uhr.

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Noch preiswerter als die Schattenlichter

Noch preiswerter als die Schattenlichter

Alle paar Jahre besuchen die Schattenlichter eine Aufführung im Werner-von-Siemens-Gymnasium in Schlachtensee. Dort gibt es „Die Oilen“, eine Lehrertheatergruppe, die es an Langlebigkeit mit den Schattenlichtern aufnehmen kann. Wir wissen nicht, wann „Die Oilen“ gegründet wurden, aber sicher ist, dass sie nun schon ihr achtes Stück zeigten und dass die Verbindung mit den Schattenlichtern bereits im Jahr 2004 begann: Damals hatten nämlich beide Gruppen Oscar Wildes „Ernst sein ist wichtig“ auf dem Plan, und die Lehrer guckten sich die Aufführung der Schattenlichter an, bevor sie ihre eigene Aufführung zeigten. Diese wiederum sahen die Schattenlichter – und freuten sich irrsinnig, als sie glaubten, einige Elemente ihrer eigenen Inszenierung wiederzuerkennen.

Vorgestern und gestern nun zeigten „Die Oilen“ ein Stück des russischen Autors Jewgenij Schwarz: „Der Schatten“. Es handelt vom Schatten einer verliebten Frau, der sich von der Frau löst und so weit verselbstständigt, dass er ihr durch Intrigen den Geliebten ausspannt. Aber wie unabhängig kann sich ein Schatten von einem Menschen machen? – Dieses Motiv findet sich mehrfach in Theater, Märchen und Opern.

„Die Oilen“ stellen das 1940 uraufgeführte Stück mit dem Stilmittel der Überzeichnung dar, was sehr konsequent umgesetzt ist, aber bisweilen den Zuschauer daran hindert, der Handlung nicht nur mit dem Kopf, sondern auch emotional zu folgen. Einzig bei längeren Dialogen verzichteten „Die Oilen“ auf die Überzeichnung, so dass dann das Publikum ganz im Bann des Stücks sein konnte. Bemerkenswert war die Leistung des spielerisch über sein Vorbild hinausgehenden Schattens (Elisabeth Leder), aber auch Jan Meister stach mit seiner vielfältigen Darstellung von – angenehm begabtem – Sänger, Korporal und Henker hervor. Nicht zuletzt Harald Rehnert brachte die Schattenlichter zum Lachen, weil er seinen Prinzen mit einer Egozentrik und Kindlichkeit spielte, die originell war und überzeugte.

Jeder Darsteller hatte im Publikum seinen besonderen Fanclub; bei den Aufführungen der „Oilen“ ist es immer erheiternd, Schüler zu beobachten, die sich freuen, ihre Lehrer in anderen Rollen zu sehen als im Alltag.
Eine Berufskrankheit – den Begriff „Hobbykrankheit“ gibt es wohl nicht – der Schattenlichter ist es, bei jedem Theaterstück zu schauen, was man davon in eigenen Inszenierungen verwenden könnte. Diesmal waren es zum einen die Bühnenmusik, die von Matthias Irmer am Flügel vorgetragen wurde und nicht nur Umbaupausen, sondern auch langwierige Auftritte wie das Hereinschieben eines Throns wunderbar verkürzte und dynamisierte. Zum anderen begeisterte uns das Bühnenbild, das den Glanz eines Königshauses mit Unmengen von überdimensionalen glänzenden Seidentüchern darstellte – minimalistisch und genial! Zudem bestand das Bühnenbild aus zwei hintereinanderliegenden Ebenen, so dass eine Handlung auf der Hauptebene durch Personen, die auf der hinteren Ebene ihr Unwesen trieben, verstärkt wurde.

Da es keine weiteren Aufführungen des „Schattens“ geben wird, lautet unser Tipp: Wenn „Die Oilen“ das nächste Mal wieder etwas spielen – hingehen! Mit drei Euro war das Lehrertheater sogar noch günstiger zu haben als eine Theaterkarte bei den Schattenlichtern.

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Einen Abend Dauerlachen

Ein einziger Mann, der einen ganzen Theatersaal einen Abend lang zum Dauerlachen bringt: Über Horst Evers und sein Programm „Der Kategorische Imperativ ist keine Stellung beim Sex“ konnten sich kürzlich fünf Schattenlichter in den Wühlmäusen schlapplachen. Dabei handelt es sich nicht um das Erzählen guter Witze, sondern um ganz praktische Lebenshilfe — und das klingt ja eigentlich eher trocken und anstrengend. Aber wenn Horst Evers seine Lebens- und Verbrauchertipps präsentiert, bleibt kein Auge trocken. Fraglich ist nur, wie viele seiner Tipps der geneigte Theaterbesucher im Anschluss an den Abend tatsächlich umsetzen wird.

Wenn Horst Evers gerade keine Tipps gibt, analysiert er das politische Zeitgeschehen; da gibt es ja derzeit genug Bemerkenswertes, so dass die Themen nicht ausgehen. Und wenn Horst Evers gerade nicht die Politik analysiert, widmet er sich dem derzeit wundesten Punkt der Berliner — dem BER. „Nicht schon wieder!“, könnte man denken, aber nein! Evers eröffnet völlig neue Sichtweisen auf die Großbaustelle, entwickelt Theorien, wie Berlin/Brandenburg doch noch zu einem Flughafen kommen könnte, und stellt Ideen vor, wie sich das unfertige Gebäude anderweitig nutzen ließe. Sooo lustig!

Nicht zuletzt: Nach dem Schlussapplaus noch einen Moment sitzen bleiben, denn dann erläutert Horst Evers, warum man unbedingt sein Buch kaufen sollte. Die Argumente sind frappierend!

Horst Evers ist mit dem „Kategorischen Imperativ“ derzeit auf Deutschlandtournee. Wieder in den Berliner Wühlmäusen (Pommernallee 2–4, Berlin-Charlottenburg) ist er am 25. und am 26. November 2017 sowie am 25. und am 26. Februar 2018. Für November 2017 gibt es nur noch Restkarten, aber es kommen immer mal wieder Plätze zurück in den Verkauf; für Februar 2018 sieht es entspannter aus.

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Alles von Lutz Hübner

Alles von Lutz Hübner

Die Schattenlichter sind zu wahren Lutz-Hübner-Experten geworden: Wer sich die Mühe macht, durch die stattliche Liste der Theater-Tipps zu scrollen – übersichtlicher als bei Facebook zu finden auf www.schattenlichter.info -, der wird feststellen, dass die Gruppe nun schon das fünfte Stück des Autorenteams Hübner/Nemitz gesehen hat: „Willkommen“.

Das Renaissance-Theater hat an Lutz Hübner offenbar ebenso viel Freude wie die Schattenlichter: In flottem Rhythmus kommt ein Hübner-Stück nach dem anderen auf die Bühne des hübschen Hauses, zum Teil sogar mit denselben Schauspielern.

Mit „Willkommen“ ist Hübner wieder ein großer Wurf gelungen: Wie bei „Frau Müller muss weg“ greift er aktuelle Strömungen auf und führt auf der Bühne Menschen zusammen, die zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen haben und diese erst dezent, im Laufe des Abends jedoch vehement vertreten und dabei so manches Detail von sich offenbaren, das besser versteckt geblieben wäre. Das Ganze geschieht bei Hübner in Echtzeit, dauert knapp 90 Minuten und ist so kurzweilig, wie ein Theaterabend nur sein kann.

Aktuelles Thema des aktuellen Stücks ist die Flüchtlingssituation in Berlin: In einer Erwachsenen-WG im biederen Charlottenburg will ein WG-Mitglied sein Zimmer während eines Auslandsaufenthaltes ein Jahr lang untervermieten — an Flüchtlinge. Dies trifft bei politisch korrekten Mitbewohnern auf Gegenliebe, andere hingegen bringen ihre Bedenken und Vorurteile deutlich zum Ausdruck. Sie wünschen sich eher ein „ruhiges älteres Ehepaar“ oder „jemanden, der Tischtennis spielen kann“. Die Jüngste in der Runde offenbart die Nachricht von ihrer Schwangerschaft und hofft auf den werdenden Vater als neuen Mitbewohner. Der ist allerdings Türke aus dem Ruhrgebiet und in manchen Punkten fast flüchtlingskritischer als die AfD … Das verspricht keine reibungslose Einigung in der Mitbewohnerfrage!

Die Schattenlichter im Publikum waren im Geiste schon dabei, die Rollen dieses Stücks auf die eigenen Gruppenmitglieder zu verteilen. Das beste Zeichen dafür, dass ein Theaterbesuch wirklich gelungen ist, ist, wenn man das gesehene Stück selbst spielen will.

„Willkommen“ heißt es noch vom 1. bis zum 6. September 2017 um 20 Uhr bzw. am Sonntag um 16 Uhr. Das Theatergebäude kann übrigens auch am Tag des offenen Denkmals (Sonntag, 10. September, 11 und 14 Uhr) besichtigt werden; Anmeldung unter Tel. 030 31597315.

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Die Schattenlichter beim „Glöckner“

Die Schattenlichter beim „Glöckner“

Dieser dritte Theater-Tipp des Monats August passt nicht in die Rubrik „Bühnen, die mit günstigen Sommerangeboten locken“, denn günstig ist ein Besuch des Musicals „Der Glöckner von Notre Dame“ im Stage Theater des Westens wirklich nicht.

Aber der Kartenpreis ist gerechtfertigt, denn es wird eine Menge geboten: Das rund 50-köpfige Ensemble ist durchweg mit guten Sängern besetzt. Was für ein Genuss, in einem Musical die Gesangspassagen komplett verstehen zu können!

Auch das Stück überzeugt; es gibt einen verhältnismäßig großen Anteil an Sprechtexten, so dass eine durchaus spannende Handlung entsteht und sich die Figuren nicht nur durch ihren Gesang, sondern auch durch Text und Spiel charakterisieren. Die Darbietung macht auf die Romanvorlage von Victor Hugo neugierig.

Nicht zuletzt ist auch das wandelbare Bühnenbild ein Plus dieser Inszenierung: Auf derselben Bühne können durch winzige und schnelle Umbauen die drangvolle Enge des kirchlichen Glockendachbodens, aber auch die gewaltige Kathedrale mit imposanter Rosette oder aber die Pariser Stadtkulisse dargestellt werden.

Wie das Bühnenbild in Sekundenschnelle wandelbar ist, so sind es auch die Darsteller, die sich von steinernen Skulpturen glaubwürdig in den ehrwürdig-steifen katholischen Kirchenklüngel oder aber in farbenfrohe Zigeuner verwandeln.

Heute loben die Schattenlichter gerne auch das Pausengastronomiepersonal, das ausgesprochen geduldig und sympathisch ist.

Ihr erahnt den Tipp: Hingehen! Es gibt jede Menge Möglichkeiten: täglich außer montags, 18:30 bzw. 19:30 Uhr, samstags und sonntags zusätzlich 14:30 Uhr.

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Sommerangebote nutzen (Teil 2)

Sommerangebote nutzen (Teil 2)

Auch das Steglitzer Schlossparktheater lockt gerade mit attraktiven Preisangeboten: In den Sommerferien dürfen sich erwachsene Theaterbesucher kostenlos von ihren Kindern begleiten lassen. Da man von allen Plätzen aus gut sehen kann, kommen auf diese Weise fünf Schattenlichter für sagenhafte 36 Euro ins Theater. Sensationell!

Das neue Stück „Funny Money“ ist heiteres, unterhaltsames Sommertheater: Ein ältlicher Steglitzer – von seiner Frau für einen langweiligen Versager gehalten – verwechselt in der U-Bahn seinen Aktenkoffer, der langweilige Versagerutensilien wie Klappstullen mit Ei und Schinken enthält, mit einem Aktenkoffer, in dem sich 735.000 DM befinden.
Nun will er das Leben genießen und sich mit seiner Frau mit dem nächstbesten Flug ins Ausland absetzen, bevor ihm der Besitzer des Geldes auf die Schliche kommt und ihm den Koffer oder gar das Leben abnimmt.

Dass das Absetzen nicht so einfach gelingt und es zu zahlreichen Verwicklungen und Verwirrungen kommt, liegt auf der Hand. Manches davon ist vorhersehbar, aber vieles ist dennoch ausgesprochen komisch.
Autor Ray Cooney beherrscht sein Geschäft und zieht alle Register – von Wortspielen und Missverständnissen bis zur obligatorischen vielfachen Verwechslung des bewussten Koffers. Die Schauspieler setzen diese Schneeballkomödie mit gutem Tempo um, so dass die Zuschauer nach zwei Stunden etwas atemlos vom unsinnigen Geschehen und mit Seitenstechen vom Lachen in den Sommerabend entlassen werden.

Unser Tipp: Sich Kinder schnappen und das Angebot noch bis 3.9.2017 annehmen!

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