Barbara will rüber!

Barbara will rüber

Aus: Zehlendorf aktuell (März/April 2020)
Autor und Fotograf: Carsten Scheibe

Die Schattenlichter (www.schattenlichter.info) meldeten sich in diesem Jahr mit einem ganz besonderen Stück zurück. Die Theatergruppe feierte ihr 35-jähriges Bestehen und zugleich ihr 38. Stück auf der Bühne. Das neue Stück wurde traditionell im Paulus-Gemeindehaus am Teltower Damm 6 aufgeführt. Der Saal war vom 20. bis zum 22. Februar einmal mehr komplett ausgebucht. Die Zehlendorfer waren anscheinend äußerst neugierig auf das neue Stück „Barbara“. Das verstehen die Schattenlichter nämlich als ihren Beitrag zum deutschlandweiten Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“.

Elke Brumm, die von Anfang an bei den Schattenlichtern mit dabei ist: „Das Stück ‚Barbara‘ ist ein nach dem bekannten gleichnamigen Kinofilm selbstgeschriebenes Stück, das 1980 in der DDR spielt.“ Elke Brumm selbst hat das Skript für die Hobbytheatergruppe verfasst und dabei den gleichnamigen Film von 2012 für die Bühne adaptiert – übrigens mit Genehmigung u. a. des originalen Drehbuchautors Christian Petzold.

Um was geht es im Stück? Wir schreiben den Sommer 1980 und wir befinden uns in der DDR. Die Ärztin Barbara (Elke Brumm) hat einen Ausreiseantrag gestellt. Sie wird aufgrund dieses Antrags zunächst inhaftiert und dann strafversetzt. Anstatt weiterhin in der Hauptstadt arbeiten zu dürfen, muss sie nun in ein winziges Krankenhaus tief in der Provinz umsiedeln. Hier wird sie äußerst misstrauisch beäugt. Vor allem ihre neugierige Vermieterin (Susanne Wein) spioniert ihr ständig nach und informiert regelmäßig die Stasi-Beauftragte Mirjam Schütz (Kristina Lane), die ebenso regelmäßig die Durchsuchung von Barbaras Habseligkeiten anordnet.

Doch Barbara arbeitet bereits an ihrem ganz eigenen Plan B. Ihr Geliebter aus dem Westen (Jean-Pierre Pactat) bereitet ihre Flucht vor – was einige konspirative und für Barbara äußerst gefährliche Treffen erforderlich macht.

Das einzige Positive in der DDR-Welt, die Barbara aus der Perspektive einer unter Dauerverdacht stehenden Staatsfeindin kennenlernt, ist die Arbeit im Krankenhaus. Der lokale Chefarzt Dr. André Reiser (Justin Becker) entwickelt bei der Pflege der meist sehr jungen Patienten eine ebenso große Empathie wie Barbara selbst. Seine nette Art ist der einzige Lichtblick in Barbaras Welt. Und als der jungen Patientin Stella (Amélie Bylang) ein ungleich härteres Schicksaal in den Abgründen des DDR-Systems droht, muss Barbara eine Entscheidung treffen …

Die Schattenlichter spielen ihr neues Jahresstück traditionell immer nur an drei aufeinanderfolgenden Abenden im Jahr. Die Karten, die für fünf Euro nicht einmal besonders teuer kommen, sind in der Regel in kürzester Zeit abverkauft. Vor allem die Älteren aus dem Bezirk nutzen sehr gern die Möglichkeit, ein tolles Theaterstück in der Nachbarschaft zu sehen, sodass eine weite Anreise in die City entfallen kann.

Beim Stück „Barbara“ ist dieser Altersschnitt besonders passend: Viele der an den drei Abenden anwesenden Personen werden sich noch bestens an die Zeit vor der Wiedervereinigung erinnern können. Als West-Berliner hat schließlich jeder so seine ganz eigenen Erfahrungen mit der DDR gemacht. Für die West-Berliner ging es meist darum, ewig an der Transitgrenze zu stehen, um hier die Schikanen der Grenzbeamten zu erdulden. Und wer Verwandte in der DDR hatte, kann sicher noch ganz andere Geschichten erzählen.

„Mit dem Mauerfall verbindet uns viel“, erzählte so auch Elke Brumm, die die erste Schattenlichter-Aufführung noch als Zuschauerin erlebte, aber seit der zweiten Inszenierung mit auf der Bühne steht und die Gruppe seit 1988 managt. „Denn am 9. November 1989 hatten wir zufällig gerade eine Theaterpremiere. In der Pause erzählte jemand, die Mauer sei offen. Wir haben das gar nicht für voll genommen, da wir auf das Theaterstück konzentriert waren.“

Erst nachts zu Hause sahen die Schattenlichter das unglaubliche Geschehen im Fernsehen. „Schon am nächsten Tag war Zehlendorf-Mitte voller Trabbis. Abends luden wir Spontangäste aus Teltow und Potsdam zu unserer Aufführung ein, und anschießend gingen wir alle zur Öffnung der Glienicker Brücke. Das war toll!“

Nach zuletzt sehr fröhlichen Stücken wie „Der Vorname“ oder „Boeing Boeing“ ist bei „Barbara“ nun überhaupt gar nichts lustig. Bei diesem Stück fällt einem sofort wieder ein, warum die DDR als Unrechtsstaat galt und wie perfide die Bürger zum Teil ausspioniert wurden. Barbara muss hinnehmen, dass sie eingesperrt, in die Provinz versetzt, bespitzelt und regelrecht überwacht wird, vom der Durchsuchung ihrer Habseligkeiten einmal ganz abgesehen. Da fühlt man sofort die Beklemmung aus der alten DDR-Zeit wieder. Die Schattenlichter helfen mit ihrem Stück dabei, dass dies nicht in Vergessenheit gerät.

Der große Gemeindesaaal im Gemeindehaus mit seiner elf Meter hohen Decke war auch in diesem Jahr wieder ein toller Ort, um ein Theaterstück aufzuführen. Eine Besonderheit ist stets das Buffet, das in der Pause mit Mettbrötchen und anderen handgemachten Leckereien zum kleinen Preis dafür sorgt, dass keiner von den Gästen hungrig nach Hause geht.

Die Schattenlichter arbeiten übrigens bei den Proben komplett ohne Regisseur: Alle Schauspieler, die gerade auf der Bühne stehen, entwickeln die aktuelle Szene mit – und tragen so gleichberechtigt zum späteren Gelingen bei.

Schade ist – wie in jedem Jahr -, dass die Schattenlichter nur für drei Aufführungen zur Verfügung stehen. Nun muss man wieder ein ganzes Jahr warten, bis man sie wieder zu sehen bekommt.

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Theater-Tipp in Zeiten von Corona

Theater-Tipp in Zeiten von Corona

„Berlin schließt seine Bühnen“ war heute in großen Lettern auf Seite 1 des Tagesspiegels zu lesen – neben einem traurigen Bild von leeren Zuschauerrängen eines imposanten Theatersaals. Eine Ausnahmesituation, die es in den 35 Jahren des Bestehens der Schattenlichter noch nicht gab!

Und nun? Vorsichtshalber zu Hause bleiben, lesen und Filme angucken? Die Schattenlichter verstehen diese Vorsichtsmaßnahme des Senats. Wir empfehlen: Gebt jetzt den kleinen Theatern in Berlin eine Chance!

Unsere „Barbara“-Aufführungen besuchte beispielsweise Günter Rüdiger vom Zimmertheater Steglitz. In einem so kleinen Haus dürfte die Ansteckungsgefahr nicht größer sein als in der BVG oder am Arbeitsplatz.

Also nichts wie hin! Das abwechslungsreiche Programm ist unter www.zimmertheater-steglitz.de zu finden.

Wir meinen: Berlin hat zu viel zu bieten, als dass man bis zum 19. April – dem vorgesehenden Ende der Theaterschließungen – zu Hause bleiben könnte!

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Ein neues Stück für die Schattenlichter?

Ein neues Stück für die Schattenlichter?

Der März ist für die Schattenlichter immer ein entscheidender Monat: Nachdem ein paar Tage nach den letzten Aufführungen alle Gruppenmitglieder entscheiden, ob sie in folgenden Theaterjahr wieder mit an Bord sein werden, geht die Suche nach einem möglich passenden Stück los.

Eigentlich glaubte ich bereits, den Knüller gefunden zu haben: „Extrawurst“ (siehe unser vorletzter Theater-Tipp). Doch leider erteilte uns der Verlag die Aufführungsrechte nicht – mit Verweis darauf, dass das Renaissance-Theater die Aufführungsrechte exklusiv besitze und dass auch für uns, die wir mit unseren drei Aufführungen in Zehlendorf bestimmt keine Konkurrenz fürs Renaissance-Theater sind, keine Ausnahme gemacht werden könne.

Also geht die Suche weiter. So gingen heute zwei Schattenlichter ins Berliner Kriminaltheater in Friedrichshain. Dort läuft Agatha Christies Krimi „Ein Mord wird angekündigt“.

Worum geht’s in dem 40. Krimi der britischen Krimikönigin?

Zwei schrullige alte Damen erfahren durch eine Annonce in der Zeitung, dass in ihrem Haus ein Mord stattfinden soll. Die einen reagieren entsteht, die anderen angsterfüllt auf diese Ankündigung. Neben dem örtlichen Kommissar nicht sich auch Miss Marple des Falles an; aber auch sie kann nicht verhindern, dass nach einem Stromausfall die Leiche eines Mannes im Wohnzimmer liegt. Und dann wird auch noch jemand vergiftet. Was soll Miss Marple davon halten? Aber dann entdeckt sie etwas Merkwürdiges …

Vieles spricht dafür, dass dieser Krimi in die Abstimmungsrunde der Schattenlichter am 23. März eingebracht werden wird: eine kurzwellige Handlung, die optimale Personenzahl, nur ein einziges Bühnenbild, weniger als zwei Stunden Stücklänge, etwa gleich große Rollen – und die Tatsache, dass wir lange nicht mehr Agatha Christie gespielt haben und Lust dazu hätten.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hat morgen, am 8. März, und dann wieder im Mai die Gelegenheit dazu: info@kriminaltheater.de

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Ein wichtiges Theaterstück gegen das Vergessen

Ein wichtiges Theaterstück gegen das Vergessen

75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs drohen die Schrecken der NS-Zeit in Vergessenheit zu geraten. An aktuellen Ereignissen lässt sich das ja leider immer wieder erschreckend deutlich ablesen.

Da ist es wichtig, dass es über das Leben der Zeitzeugen hinaus – neben Büchern – anschauliche, erlebbare Erinnerungen gibt. Eine ganz besondere eindrucksvolle ist jedes Jahr an einigen Tagen im Februar/März im GRIPS Theater zu sehen: „Ab heute heißt Du Sara“.

Dieses Theaterstück erzählt in mehr als 30 prägnanten Szenen das Leben der Berliner Jüdin Inge Deutschkron in der Nazizeit. 

Wer sich eingehender mit der Geschichte der heute fast 100-Jährigen befassen möchte, dem sei die Autobiografie von Inge Deutschkron empfohlen, die der damalige GRIPS-Chef Volker Ludwig als Grundlage für die Theaterfassung verwendete. Auch im Museum „Blindenwerkstatt Otto Weidt“ am Hackeschen Markt in Berlin-Mitte finden sich Spuren von Deutschkrons Geschichte, denn der mutige Weidt half ihr mit einer Anstellung und mit einem gefälschten Pass weiter.

Überhaupt ist „Ab heute heißt Du Sara“ gleichzeitig die Geschichte von Greueltaten und von Heldentaten, von Feinden und von Freunden, von Flucht und Zuflucht.

Ich sehe das Stück fast jedes Jahr und bin immer wieder aufs Neue beeindruckt.

Schön für langjährige GRIPS-Anhänger ist es, dass in „Ab heute heißt Du Sara“ auch noch einige GRIPS-Urgesteine mitspielen, die sonst nicht mehr regelmäßig auf der Bühne am Hansaplatz zu sehen sind. Und auch diejenigen, die neu im „Sara“-Team sind, sind allesamt sehenswert.

Eine weitere Vorstellung gibt es morgen, am 7. März: www.grips-theater.de

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DDR 1980: Ein Ausreiseantrag und die Folgen – Theatergruppe Schattenlichter zeigt mit „Barbara“ ihr 38. Stück

DDR 1980: Ein Ausreiseantrag und die Folgen – Theatergruppe Schattenlichter zeigt mit „Barbara“ ihr 38. Stück

Aus: Berliner Woche Zehlendorf, Dahlem, Lichterfelde, Lankwitz, Steglitz (19.02.2020)
Autorin: Ulrike Martin

Sie standen unter Beobachtung, wurden drangsaliert, nicht wenige landeten im Gefängnis – für DDR-Bürger, die einen Ausreiseantrag stellten, war ihr Wunsch nach Freiheit oft mit üblen Folgen verbunden. Die Theatergruppe Schattenlichter hat sich dieses Themas angenommen. Ihr neues Stück basiert auf Christian Petzolds Kinofilm „Barbara“ von 2012. Elke Brumm, Managerin der Truppe, hat das Stück für die Bühne bearbeitet und umgeschrieben.  

Das im November gefeierte 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls war Anlass für die Wahl des Stoffs, die wie immer in der Laiengruppe gemeinsam entschieden wurde. Ein weiteres Datum haben die Schattenlichter selbst zu feiern – es gibt sie seit 35 Jahren.

Der Unterschied zum Film, der 1980 spielt: „Dort liegt der Fokus auf zwei Protagonisten, wir haben die Hauptrollen auf vier aufgestockt“, erläutert Elke Brumm. Ein Problem seien die vielen Schnitte im Film gewesen, auf der Bühne schwierig darzustellen. Die Lösung ist gelungen: Auf einer Projektionswand erscheinen Überschriften wie „Im Wald“ oder „Kinderklinik“, versehen mit Fotos, oder auch kurze Filme, die das Geschehen skizzieren und ergänzen. Sie leiten die jeweiligen Szenen ein.

So auch als eleganter Einstieg ins Stück. Auf der Wand ist Barbara (Elke Brumm) mit dem Koffer in der Hand zu sehen. Sie ist auf dem Weg zu ihrer neuen Bleibe, denn nach ihrem Ausreiseantrag wurde sie von der Berliner Charité in ein kleines Kinderkrankenhaus in der Provinz strafversetzt, wo sie als Ärztin arbeiten soll. Fast gleichzeitig erscheint Elke Brumm im Zuschauerraum, geht in Richtung Bühne und die Aufführung beginnt.

Was die Ärztin erwartet, ist alles andere als angenehm. Ihre Wohnung ist winzig, im Krankenhaus lästern die Schwestern. Ihr neuer Chef André Reiser (Justin Becker) wird von der Stasi-Offizierin Mirjam Schütz (Kristina Lane), einer IM (Elise Griepe) und dem Abschnittsbevollmächtigten Meik Noack (Christof Brumm) vor seiner neuen Kollegin gewarnt. Er soll Berichte über sie liefern. Schließlich saß Barbara in der Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen ein. Dann ist da noch die Hauswartin Hilde Bungert (Susanne Wein), die ebenfalls kein gutes Haar an der Ärztin lässt. Mehrere Durchsuchungen schließlich verwandeln Barbaras Wohnung in ein Chaos.

Im Arbeitsalltag lernt André Barbara als fähige Kollegin zu schätzen. Beide werden sich zunehmend sympathischer. Barbara gewinnt schnell das Vertrauen ihrer kleinen Patienten, allen voran das der 15-jährigen Stella (Amélie Bylang), die immer wieder aus dem Jugendwerkhof Torgau abhaut – „eine Vernichtungsanstalt“ – und zudem schwanger ist.

Währenddessen arbeitet Barbaras Geliebter Jérome (Jean-Pierre Pactat) aus der freien Welt an der Vorbereitung ihrer Flucht in den Westen. Sie trifft sich mit ihm im Wald und erhält das Geld für die geplante Flucht über die Ostsee. Kurz bevor sie ihre Absicht umsetzen kann, überschlagen sich dann aber die Ereignisse.

Die Einbeziehung der Projektionswand als neues Darstellungselement gestaltete sich für die Schattenlichter als kleines Abenteuer. Schließlich sollten die eingespielten Szenen möglichst authentisch aussehen. „Wir mussten für die Klinik eine Ecke finden, die so ähnlich aussah wie früher in der DDR, so sind wir bei 1930er-Jahre-Bauten in Lankwitz gelandet“, erzählt Elke Brumm. Auch ein Trabi war nicht ganz so einfach zu beschaffen. Glücklicherweise konnte ein Freund in Bernau einen ausleihen. Der Spaß am Spielen ist bei den Schattenlichtern ungebrochen. Im aktuellen Stück übernehmen einige Darsteller gleich mehrere Rollen.

Auf zwei Besonderheiten sind die Schattenlichter besonders stolz: Sie haben keinen Regisseur, entscheiden alles gemeinsam. Und seit Jahren liegt der Eintrittspreis bei fünf Euro. Damit wird die Heizung im großen Gemeindehaus finanziert, gegebenenfalls noch die Aufführungsrechte.

Die Premiere ist am Donnerstag, 20. Februar, 19.30 Uhr, im Saal der Paulus-Gemeinde, Teltower Damm 6. Weitere Aufführungen finden statt am Freitag, 21. Februar um 19.30 Uhr sowie am Sonnabend, 22. Februar, um 18 Uhr. Die Karten kosten fünf Euro, sie sind jeweils 30 Minuten vor Beginn erhältlich.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.schattenlichter.info.

Das Team zur Überwachung Barbaras: Abschnittsbevöllmächtigter Meik Noack (Christof Brumm), Stasi-Offizierin Mirjam Schütz (Kristina Lane/Zweite von rechts), Hauswartin (Susanne Wein/rechts) und die IM (Elise Griepe).
Visite im kleinen Kinderkrankenhaus in der Provinz: Ärztin Barbara (Elke Brumm, rechts), ihr Chef André (Justin Becker, links), die Krankenschwester (Martina Kiese) und die kleinen Patienten Ronny (Constantin Brumm) und Stella (Amélie Bylang).
Wohnungsdurchsuchung bei Barbara mit dem Abschnittsbevöllmächtigten (Christof Brumm), der Stasi-Offizierin Mirjam Schütz (Kristina Lane, r.) und einer IM (Elise Griepe).
Besuch aus dem Westen mit Tarn-Perücken: Barbaras Geliebter Jérome (Jean-Pierre Pactat), sein Freund Peter (Justin Becker) und dessen Freundin Steffi (Katharina Waring).
André (Justin Becker), Barbara (Elke Brumm, Mitte), die Assistenzärztin Ines Schulze (Elise Griepe, rechts) und Krankenschwester Ramona Schlösser (Martina Kiese) beim kritischen Blick auf ein Röntgenbild.

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Eine tolle Extrawurst

Eine tolle Extrawurst

Normalerweise gehen die Schattenlichter eine Woche vor ihrer eigenen Premiere nicht mehr ins Theater, denn der eigene Zeitplan ist mit den letzten Intensivproben und dem organisatorischen Geschehen schon mehr als voll. Aber diesmal musste doch noch ein Theaterbesuch eingeschoben werden, denn im Renaissance-Theater läuft nur noch wenige Tage ein Stück, das vom Plot her auch etwas für die Schattenlichter sein könnte. Daher machten sich vier gespannte Schattenlichter heute auf zum Ernst-Reuter-Platz, um die Komödie „Extrawurst“ zu sehen.

Der Stückinhalt mutet an, als wäre er vom derzeitigen Schattenlichter-Lieblingsautor Lutz Hübner geschrieben – ist er aber nicht. Das Autorenduo sind die Comedy-Autoren Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, die bereits für die Fernsehformate „Die Wochenshow“, „Ladykracher“, „Das Amt“ und „Stromberg“ verantwortlich zeichneten. 

Worum geht’s also in dem Stück? Sobald die Zuschauer den Saal betreten, befinden sie sich als Mitglieder eines kleinstädtischen Tennisvereins mitten in dessen Mitgliederversammlung. Bevor es zum wohlverdienten Feierabendbier samt Büfett übergeht, muss noch ein letzter Punkt der Tagesordnung abgehakt werden, der lediglich als Formsache gilt: die Abstimmung über die Anschaffung eines neuen Grills für die Vereinsfeiern.

Normalerweise kein Problem – gäbe es nicht den Vorschlag, auch einen eigenen Grill für das einzige türkische Mitglied des Clubs zu finanzieren. Denn gläubige Muslime dürfen ihre Grillwürste bekanntlich nicht auf einen Rost mit Schweinefleisch legen. 

Eine gut gemeinte Idee, die ebenso respektlos wie komisch Atheisten und Gläubige, Deutsche und Türken, „Gutmenschen“ und Hardliner, Vegetarier und Fleischesser frontal aufeinander stoßen lässt. Und allen wird schnell klar: Es geht um viel mehr als einen Grill … 

Die Schattenlichter fanden das Stück sehr kurzweilig, dazu zugleich witzig und intelligent – ein bisschen wie „Der Vorname“, der vor zwei Jahren auf dem Schattenlichter-Spielplan stand. Neben wunderbaren klischeehaften Charakteren, die dennoch immer für eine Überraschung gut waren, begeisterte uns auch das Bühnenbild: Wer jemals in einem Mehrgenerationenverein Mitglied war, wird sich sofort heimisch fühlen.

Nun aber nicht mehr lange weiterlesen, sondern schnell Karten kaufen, denn es gibt nur noch fünf Aufführungen im Renaissance-Theater: am 15. und 16.2. um 18 Uhr sowie vom 18. bis zum 21.2. um 20 Uhr. Karten unter www.renaissance-theater.de.

Und nicht vergessen: Am 20. oder 21. Februar seid Ihr vermutlich bei den Schattenlichtern und seht das Stück „Barbara“!

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Letzte Karten für die Premiere von „Barbara“

Letzte Karten für die Premiere von „Barbara“

Aus: Tagesspiegel-Newsletter Steglitz-Zehlendorf (13.02.2020)
Autor: Boris Buchholz

Die Zehlendorfer Laientheatergruppe „Schattenlichter“ führt am Donnerstag, 20. Februar, um 19.30 Uhr zum ersten Mal ihr neues Stück auf. Noch seien 20 Karten für die Premiere unverkauft, schrieben mir die Schauspieler – greifen Sie also zu: Die Tickets kosten 5 Euro, Sie können sie über die Website schattenlichter.info und telefonisch unter (030) 84 72 49 74 bestellen. Über das Stück „Barbara“ hatte ich schon im Januar geschrieben; auf tagesspiegel.de lesen Sie mehr.

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Jubiläum: 35 Jahre Theater in Zehlendorf-Mitte

Jubiläum: 35 Jahre Theater in Zehlendorf-Mitte

Aus: Bezirksbroschüre Steglitz-Zehlendorf 2020
Autorin: Elke Brumm

Theatergruppe Schattenlichter spielt eigenes Stück zum Mauerfalljubiläum

Ein doppeltes Jubiläum feiert in diesem Jahr die Theatergruppe Schattenlichter: Nicht nur wird die Hobbytheatergruppe 35 Jahre alt, sondern sie feiert auch 30 Jahre Mauerfall. Dazu zeigen die Schattenlichter die Uraufführung eines Stücks, das sie selbst geschrieben haben – auf Grundlage eines bekannten Kinofilms.

„Mit dem Mauerfall verbindet uns viel“, erzählt Elke Brumm, die die erste Schattenlichter-Aufführung noch als Zuschauerin erlebte, aber seit der zweiten Inszenierung mit auf der Bühne steht und seit 1988 die Gruppe managt. „Denn am 9. November 1989 hatten wir zufällig gerade eine Theaterpremiere. In der Pause erzählte jemand, die Mauer sei offen. Wir haben das gar nicht für voll genommen, da wir auf das Theaterstück konzentriert waren.“

Erst nachts zu Hause sahen die Schattenlichter das unglaubliche Geschehen im Fernsehen. „Schon am nächsten Tag war Zehlendorf-Mitte voller Trabbis, abends luden wir Spontangäste aus Teltow und Potsdam zu unserer Aufführung ein, und anschießend gingen wir alle zur Öffnung der Glienicker Brücke. Das war toll!“

Damals waren die meisten Schattenlichter um die 18 Jahre alt. Inzwischen ist die Gruppe altersgemischt; es gibt einige Jugendliche, viele berufstätige Erwachsene und eine Rentnerin. Angefangen hatte alles 1985, als ein Gemeindepfarrer in der Zehlendorfer Pauluskirche mit einigen Konfirmanden ein Krippenspiel einübte. Mehrere Schattenspiele folgten, die der Gruppe ihren Namen gaben. 1988 wandten sich die Zehlendorfer abendfüllenden Dramen zu und zogen von der Kirche in den Großen Saal des Gemeindehauses Teltower Damm 6. Ein tolles Domizil – denkmalgeschützt, mit einer elf Meter hohen Decke und einer guten Akustik.

Da es in jedem Jahr eine neue Inszenierung gibt, wird es den Schattenlichtern nie langweilig. Immer wieder muss man ein pas
sendes Stück finden, sich mit neuen Inhalten und Rollen auseinandersetzen, alle Szenen einüben, Bühnenbild und Kostüme erstellen und schließlich drei große Aufführungen organisieren.

Die Schattenlichter haben zwei Alleinstellungsmerkmale: Es gibt keinen Regisseur, sondern alle, die gerade nicht auf der Bühne stehen, entwickeln die zu probende Szene mit. Da wird oft kontrovers diskutiert, aber am Ende hat jeder das Gefühl, am Ergebnis beteiligt zu sein. Und die Schattenlichter arbeiten nicht gewinnorientiert; seit vielen Jahren kostet der Eintritt lediglich 5 Euro, damit sich jeder Zuschauer den Theaterbesuch leisten kann. Die Einnahmen decken lediglich die Ausgaben für das nächste Stück. Im Vordergrund steht, dass die Proben Spaß machen und das Stück dem Publikum gefällt. Die Paulus-Gemeinde unterstützt dieses Konzept, indem sie ihre ehemalige Konfirmandengruppe seit 35 Jahren beherbergt.

Im Jubiläumsjahr zeigen die Schattenlichter das Stück „Barbara“: Die Handlung ist an den gleichnamigen Kinofilm von 2012 angelehnt; Elke Brumm schrieb das Stück mit Erlaubnis des Drehbuchautors Christian Petzold für die Schattenlichter um. „Barbara“ ist der Beitrag der Schattenlichter zum 30-jährigen Mauerfalljubiläum. Das Stück spielt im Sommer 1980 in der DDR: Die Ärztin Barbara hat einen Ausreiseantrag gestellt. Sie wird strafversetzt – aus der Hauptstadt in ein kleines Krankenhaus tief in der Provinz, weitab von allem. Ihr Geliebter aus der freien Welt arbeitet an der Vorbereitung ihrer Flucht …

Die Aufführungen erfolgen am 20., 21. und 22. Februar 2020. Unter www.schattenlichter.info gibt es Informationen zum Stück, eine Übersicht über die 38 Inszenierungen der Schattenlichter und die Möglichkeit zur Kartenbestellung.

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