Was sollen Zecken fressen, wenn alle Menschen zu Hause bleiben?

Was sollen Zecken fressen, wenn alle Menschen zu Hause bleiben?

Manchmal kommt’s schon komisch: Vor ein paar Tagen nahm ich beim Tagesspiegel an einer Verlosung für Freikarten für Michael Hatzius‚ Show „Die Echse“ in der UFA-Fabrik teil. Die Auslosung sollte am Montag erfolgen. Da ich die Show sowieso unbedingt sehen wollte, machte ich mir für Dienstag eine Notiz: Wenn ich nicht gewinne, kaufe ich mir Karten.

Dienstagmittag checkte ich meine Mails, und da ich nichts gewonnen hatte, kaufte ich Tickets – allerdings nicht zum ersten Showtermin am heutigen Donnerstag, sondern für einen Tag später. Zeitgleich mit den „Print at Home“-Tickets erhielt ich auch – na, was wohl? – eine Gewinnbenachrichtigung!

Die Echse kann man auch zweimal hintereinander mit demselben Bühnenprogramm erleben, dachten wir uns, und das versetzt mich in die Lage, heute einen Theater-Tipp für morgen zu geben und dann die morgige Show mit der heutigen zu vergleichen. Heute war es jedenfalls superlustig!

Hatzius und seine Puppen – heute die Echse, zwei Schweine, eine Zecke und ein Dino – werteten den Lockdown aus und waren somit topaktuell. Muss man als Schwein mehr Angst vor Corona oder vor Schweinegrippe haben? Und was sollen Zecken fressen, wenn alle Menschen zu Hause bleiben? Man kann eindeutig festgestellen: Hatzius hat die spielfreien drei Monate nicht ungenutzt gelassen, sondern sich jede Menge geniales Neues ausgedacht!

Eine überragende Eigenschaft von Hatzius ist das spontane Interagieren mit einzelnen Zuschauern. Dass ausgerechnet in einer der ersten Shows nach der Corona-bedingten Spielpause ein Publikumsgast Azubi beim Robert-Koch-Institut ist und gerade heute eine Mail mit Fragen zur Corona-App beantworten musste, ließ den Puppenspieler zur Höchstform auflaufen.

Nur die Einzelfallhelferin Leila aus der ersten Reihe, die komplette zwei Stunden lang durchlachte, inspirierte Hatzius noch mehr. Da können wir schon mal gespannt sein, wen das Publikum morgen zu bieten hat und was Hatzius daraus macht!

Unser Tipp ist in jedem Fall: Hingehen!

Der UFA-Fabrik gebührt höchstes Lob für den verantwortungsvollen und unverkrampften Umgang mit den Corona-Vorschriften. Da fühlt man sich wohl. Und weil die Bühne zwar „open air“, aber überdacht ist, gibt es frische Luft, aber dennoch Schutz vor Regen.

Michael Hatzius: Die Echse“: Freitag, 10. Juli, 20 Uhr, UFA-Fabrik

Hatzius mit „Echsoterik“ in den Wühlmäusen: 2.12.2020 und 24.3.2021

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Kaminer liest Corona

Kaminer liest Corona

Heute wollen wir Euch ins geschlossene BKA-Theater locken. Dort war Wladimir Kaminer heute mit einer wie immer äußerst kurzweiligen und originellen Lesung zu erleben – Corona-bedingt ohne Publikum vor Ort, aber im Live-Stream.

In einer knappen Stunde präsentierte er einen neuen Text, den er nach eigenem Bekunden noch niemandem vorgelesen hatte, da er ihn soeben erst fertiggeschrieben hatte.

Bedenkt man, wie aktuell der Inhalt ist, kann man diese Aussage durchaus ernstnehmen. Damit ist Kaminer der erste Autor, vom dem die Schattenlichter etwas über Corona lesen beziehungsweise vorgelesen bekommen. Im Mittelpunkt des Textes steht eine Dienstreise Kaminers Anfang Mai – topaktuell also – mit negativem Corona-Test und Systemrelevanzbegründung nach Österreich, wo er eine Reportage über … nein, das dürfen wir hier eigentlich noch nicht verraten. Gespoilert wird nicht! Seht es Euch an!

Wladimir Kaminer ist ein deutscher Schriftsteller und Kolumnist, der in Moskau geboren wurde und 1990 als junger Erwachsener nach Deutschland kam – wunderbar leicht verfilmt als „Russendisko“ mit Matthias Schweighöfer (Ohrwurmverdächtig: „Super-super-supergut!“). Kaminers Erzählbände „Militärmusik“ und „Russendisko“ machten ihn auch außerhalb Deutschlands bekannt. Bei den Schattenlichtern sind seine Lesungen – beispielsweise auf der Freiluftbühne Spandau – und seine Bücher „Ausgerechnet Deutschland“, „Mein Leben im Schrebergarten“ und „Die Krezfahrer“ besonders beliebt. Kaminer schreibt seine Texte in deutscher Sprache und nicht in seiner Muttersprache Russisch.

Bevor wir Euch den Link zur heutigen Lesung verraten, sei noch darauf hingewiesen, dass natürlich auch Kaminer sämtliche Leseauftritte Corona-bedingt absagen musste und dass auch das BKA-Theater geschlossen ist. Spenden sind auf bka-theater.de möglich – auch gegen Spendenbescheinigung.

Live dabeizusein lohnt sich übrigens immer. Bei Kaminer waren heute live Bild und Ton deckungsgleich; in dem nun zu sehenden Film gibt es da leider Abweichungen. Der Text wird dadurch aber nicht schlechter – versprochen!

www.facebook.com/watch/live/?v=698454137555138&notif_id=1591382772427082&notif_t=live_video

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„Der Vorname“ lebt!

„Der Vorname“ lebt!

Die Schattenlichter warten schon sehnsüchtig auf die Premiere von „Der Vorname“ im Hans-Otto-Theater in Potsdam. Wäre Corona nicht gekommen, hätte die Premiere bereits im April stattgefunden. Nun ist sie auf unbestimmte Zeit verschoben.

Glücklicherweise ist das Hans-Otto-Team – wie schon berichtet – sehr kreativ. Einzelne Schauspieler haben im virenfreien eigenen Zuhause lustige und intelligente Kurzfilme aufgenommen.

Gerade entdeckten wir einen sehenswerten Zweieinhalbminüter zu „Der Vorname“: Da haben sich – nach einer kurzen Einführung in Originalkostümen – die fünf Schauspieler des Geschehens in privatem Outfit an ihre fünf eigenen Esstische gesetzt, die wichtigsten Szenen gespielt und anschließend zusammengeschnitten.

Dass der „gemeinsame“ Esstisch mal hell, mal dunkel ist, dass es mal Kerzenlicht, mal Sonnenschein gibt, dass der Hintergrund mal bunt dekoriert, mal kahlweiß ist, ist egal, Corona eben! Wichtig ist nur eins: „Der Vorname“ lebt!

Wer den Beitrag sehen will, gehe auf
hansottotheater.de/gruesse-aus-dem-home-office/ und scrolle dort bis zu folgendem Film:

DER VORNAME von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière – cut in pieces

Wer den Schattenlichter-Aufführungen von „Der Vorname“ im Februar 2017 beigewohnt hat, wird nun seine Freude haben, die verschiedenen Typen der Hans-Otto-Besetzung mit den Schattenlichtern zu vergleichen. Allerdings hatten wir das Stück schattenlichtertypisch auf unser Team zurechtgeschrieben. Elisabeths besserwisserische „Maman“, die drei
herumhängenden pubertierenden Jugendlichen, Pierres schlaue Kollegin Lucette, den cholerischen Nachbarn Serge und die sexy Studentin Melusine werdet Ihr im Hans-Otto-Theater vergeblich suchen. Sie stammen nicht aus der Feder des erfolgreichen französischen Autorenteams Alexandre de la Patellière und Matthieu Delaporte, sondern sind eine Schattenlichter-Kreation.

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Theatergruppe Schattenlichter sucht Schauspieler: Männlich, zwischen 18 und 80 Jahren

Theatergruppe Schattenlichter sucht Schauspieler: Männlich, zwischen 18 und 80 Jahren

Aus: Berliner Woche für Zehlendorf (20.05.2020)
Autorin: Ulrike Martin

Wer hat Lust auf der Bühne zu stehen? Die Theatergruppe Schattenlichter sucht einen Mann zwischen 18 und 80 Jahren.

Der Mitspieler soll eine sympathische mittelgroße Rolle in einem Agatha-Christie-Krimi übernehmen. Als Charaktere zur Wahl stehen ein brotloser Künstler und ein verwirrter Alter.

Die ersten Treffen im Paulus-Gemeindehaus am Teltower Damm 6 sind im Juni geplant. Die Theaterproben finden dann von Anfang September bis Ende Februar des Folgejahres statt – vor allem Montagabends, ab Januar auch sonntags tagsüber.

Die Voraussetzungen für den neuen Mitspieler: „Er sollte nett, teamfähig, zuverlässig und per Mail oder Messenger erreichbar sein, der Rest findet sich dann schon“, sagt Elke Brumm, die Organisatorin der Schattenlichter. Interessenten können sich per E-Mail an schattenlichter@gmx.de melden.

Die Schattenlichter sind eine Hobbytheatergruppe ohne Regisseur. Die Mitglieder zahlen keine Beiträge, erhalten aber auch kein Honorar. Im vergangenen Februar präsentierten sie mit „Barbara“ nach dem gleichnamigen Kinofilm von Christian Petzold ihre 38. Aufführung.

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Mittelgroße Rolle in Agatha-Christie-Krimi zu vergeben

Mittelgroße Rolle in Agatha-Christie-Krimi zu vergeben

Aus: Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf (14.05.2020)
Autor: Boris Buchholz

Die Laien-Theatergruppe Schattenlichter sucht für ihr nächstes Stück nach schauspielerischer Unterstützung. Wenn Sie zwischen 40 und 80 Jahren alt und ein Mann sind sowie Lust haben, entweder einen brotlosen Künstler oder einen verwirrten Alten (die Rollen seien beide „sympathisch“) zu spielen, dann melden Sie sich doch bei Elke Brumm (die E-Mail-Adresse lautet: schattenlichter@gmx.de).

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Licht aus, Licht an

Licht aus, Licht an

Aus: Paulus Blätter (4/2020)
Autor: Lothar Beckmann

Republikflucht, Ausreiseantrag, Stasi-Büro, Observation, Abschnittsbevollmächtigter – beim Betrachten des DDR-Alltags im Theaterstück „Barbara“ hatten die Zuschauer nicht viel zu lachen. Die Ausweglosigkeit und Repression im „Osten“ hatten die meisten Theaterbesucher zum Glück nicht miterleben müssen. Sie sehen das Unbegreifliche heute, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, aus einer gewissen Distanz, müssen sich erst zurechtfinden in dem unsäglichen DDR-Trott, den die Schattenlichter auf die Bühne zurückgeholt haben.

Dieser Schritt rückwärts wurde dem Publikum nicht leicht gemacht. Durch die Adaption der vielen Szenen aus dem Film „Barbara“ für die Theaterbühne wird der Handlungsablauf immer wieder unterbrochen. Was im Film mit einer neuen Kameraeinstellung erledigt ist, heißt für die Bühnenfassung: Umbau der Kulissen im schummerigen Licht und Verweilen der Zuschauer im Halbdunkel. Licht an, Licht aus zerstückelt den Inhalt des Stücks. Wann und wie geht‘s weiter? Der rote Faden ist jedes Mal bis zum Zerreißen gespannt. Da hilft auch die Leinwand neben der Bühne, auf der Filmsequenzen das Bühnengeschehen zusätzlich veranschaulichen, nur wenig.

Die Bilanz der Theatergruppe Schattenlichter mit 38 Stücken in 35 Jahren ist wirklich beeindruckend. Viele der Komödien mit Tiefsinn, der Kriminalstücke mit Aha-Erlebnis, der zeitkritischen und klassischen Werke begeisterten die Fangemeinde. Aber nicht jedes Genre eignet sich für die Laienspielgruppe. „Barbara“ steht eher nicht in der oberen Hälfte der ewigen Bestenliste der Schattenlichter-Produktionen.

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„Die Nashörner“ im Schnelldurchlauf

„Die Nashörner“ im Schnelldurchlauf

Das Hans-Otto-Theater in Potsdam hat erstaunlich häufig Stücke auf dem Spielplan, die die Schattenlichter auch bereits gespielt haben – ich denke da nur an „Frau Müller muss weg“, „Richtfest“, „Der Vorname“, dessen für April 2020 geplante Premiere das Theater leider wegen der Corona-Krise verschieben musste, und „Die Nashörner“.

Eugène Ionescos „Nashörner“ spielten die Schattenlichter bereits im September 1992. Das ist recht lange her, und da ich das Stück inzwischen nicht wieder gesehen oder gelesen habe, erinnere ich mich hauptsächlich daran, dass sich in diesem Stück brave Bürger einer nach dem anderen in Nashörner verwandeln. Dies bringt viel Aufregung und Unruhe mit sich, und häufig mussten wir auf der Bühne – als noch nicht verwandelte Bürger – erstaunt ausrufen: „Oh! Ein Nashorn!“

Ich war damals Studentin und spielte eine freundliche Hausfrau, die das traurige Schicksal erleiden musste, dass ein Nashorn ihre Katze zertrampelte. Mir ist sehr gut in Erinnerung, dass ich mit einer platten Katze – woher hat man nur so ein Requisit? – laut wehklagend über die Bühne rennen musste und immer wieder fassungslos ausrief: „Es hat meine Katze zertrampelt! Es hat meine Katze zertrampelt!“

Viel mehr ist mir nicht in Erinnerung geblieben, aber für fast drei Jahrzehnte ist das ja gar nicht mal so schlecht.

Da die Schauspielerinnen und Schauspieler des Hans-Otto-Theaters wie alle anderen in Deutschland derzeit coronabedingt nicht auftreten dürfen, werden sie im Homeoffice aktiv. Das Ensemblemitglied Franziska Melzer ist auf die Idee gekommen, „Die Nashörner“ im Schnelldurchlauf zu spielen.

Das ist ihr mithilfe einer tollen Legobühne, die etwas von einem französischen Amphitheater hat – Ionesco wäre begeistert -, sehr gut gelungen. Und was soll ich sagen: Mein Gedächtnis hat mich nicht im Stich gelassen. Seht selbst, was an meinen Erinnerungen dran ist!

Dafür https://www.hansottotheater.de/gruesse-aus-dem-home-office/ anklicken und scrollen bis zum Eintrag „Franziska Melzer spielt ‚Die Nashörner‘ im Schnelldurchlauf“!

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Lars Eidinger live in der Schaubühne oder online im coronabedingten Ersatzprogramm

Lars Eidinger live in der Schaubühne oder online im coronabedingten Ersatzprogramm

Schon lange waren sich mehrere Schattenlichter einig, dass sie Lars Eidinger, der ja zurzeit häufig im Kino zu sehen ist, auch einmal auf einer Bühne erleben wollen. Die Schaubühne hat derzeit zwei Inszenierungen mit Eidinger auf dem Spielplan, beide von Henryk-Ibsen-Stücken: „Hedda Gabler“ und „Peer Gynt“.

So bemühte sich ein Schattenlicht pünktlich zum ersten Werktag im März, wenn auf www.schaubuehne.de der Verkauf für den Folgemonat freigeschaltet wird,um Karten für „Peer Gynt“. Doch Pech gehabt: Erst war die Seite überlastet, und als die Technik nach wenigen Minuten wieder mitspielte, waren sämtliche Karten für sämtliche „Peer Gynt“-Vorstellungen ausverkauft.

Bald stellte sich heraus: So ein großes Pech war es nun doch nicht, denn wie wir inzwischen wissen, sind wegen des Corona-Virus die aktuellen Aufführungen abgesagt. Damit wären die Theaterkarten ungültig geworden.

Dank des hervorragenden Onlineangebots der Schaubühne kamen die Schattenlichter am Samstagabend nun doch in den Genuss, Lars Eidinger auf der Schaubühnenbühne zu erleben: An diesem Tag wurde „Hedda Gabler“ als Theatermitschnitt fürs Fernsehen gezeigt. Zwar war die Aufnahme bereits mehr als zehn Jahre alt, aber Lars Eidinger, Jörg Hartmann und Katharina Schütte haben sich nicht nennenswert verändert.

Unsere Neugier ist nun also befriedigt, und das Theater kann sich in diesen existenzbedrohenden Zeiten zumindest über eine Spende freuen.

Langgediente Schattenlichter bemerkten sofort die Ibsen-typische Sprache, die die Schaubühneninszenierung zum Glück recht natürlich und unangestrengt herüberbringt. Wie bei „Die Frau vom Meer“, die die Schattenlichter 1997 aufführten, liegt etwas Morbides über den Personen der Handlung, und wieder gibt es eine zentrale Frauenperson, um die sich mehrere Männer scharen, die nicht eben Sympathieträger sind und deren Einfalt und andere Charakterschwächen die Heldin zur Verzweiflung bringen.

Auch wird in dieser Inszenierung das Klischee bedient, dass es bei Ibsen – passend zur schwermütigen Stimmung – quasi immer regnet. Das Bühnenbild stellt dies besonders wirkungsvoll heraus: Die Handlung spielt sich vollständig im Haus der Protagonisten ab, das modern eingerichtet ist und über eine komplette Glasfront zum Garten verfügt – und an dieser Glasfront strömt der Regen fast ununterbrochen herab. Da schüttelt’s einen ununterbrochen.

Wie wir von einem anderen Schattenlicht erfuhren, wurde die zweieinviertelstündige Inszenierung in der Schaubühne ohne Pause gespielt. Davon sind wir kein Freund, denn ein Gespräch über das Stück und ein Beinevertreten tun immer gut. Nehmen wir dies als einzigen Vorteil der derzeitigen Kontaktsperre: dass wir in der Onlinevariante von „Hedda Gabler“ für unsere Kommentare so oft unterbrechen konnten, wie es uns beliebte.

Der Schattenlichter-Tipp: Die Schaubühne vormerken für die Zeit, wenn man wieder persönlich hingehen kann, und gleich am ersten Werktag des Monats um Punkt 11 Uhr um Karten kümmern! Die Termine dafür schon am Vortag checken, denn aufs Tempo kommt es an!

Und bis dahin immer mal wieder gucken, was das Onlineprogramm der Schaubühne allabendlich hergibt!

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Verseuchtes Grundwasser bedroht die Menschen

Verseuchtes Grundwasser bedroht die Menschen

Einer Meldung des Tagesspiegels zufolge hat nun auch die Schaubühne am Lehniner Platz ihren Spielbetrieb auf die virtuelle Bühne verlegt.

Auf der Webseite des Theaters steht ab sofort täglich von 18:30 Uhr bis Mitternacht kostenfrei ein Onlineersatzspielplan mit täglich wechselndem Programm bereit.

Zu sehen sind Fernsehaufzeichnungen von Inszenierungen von Peter Stein, Luc Bondy und Klaus Michael Grüber. Los geht’s mit Ibsens „Volksfeind“.

Es sei naheliegend, mit Henrik Ibsens „Volksfeind“ zu beginnen, sagte der künstlerische Leiter Thomas Ostermeier. In dem Stück bedroht das verseuchte Grundwasser eines Badeorts die Gesundheit der Menschen, und es entbrennt ein Konflikt um die Frage, was vernünftigerweise zu tun sei.

Hier geht’s zum Onlinespielplan.

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Ein Live-Theaterbesuch zu Zeiten von Corona

Ein Live-Theaterbesuch zu Zeiten von Corona

Die aktuellen Corona-bedingten Vorsichtsmaßnahmen führten bekanntlich auch zur vorübergehenden Schließung der Berliner Theater. Vier Schattenlichter hatten Karten für „Schmetterlinge sind frei“ im Schlosspark-Theater gekauft und sich auf den Besuch gefreut. Vorstellung gecancelt …

Nun stellte sich die Frage: Was tun mit den ungültigen Karten?
Umtausch gegen andere Karten für einen späteren Termin?
Umtausch gegen einen Theatergutschein?
Den Betrag auszahlen lassen?
Oder den Betrag spenden, um den Corona-gebeutelten Kulturbetrieb zu unterstützen?

Das Schlosspark-Theater machte uns die Entscheidung leicht. Es lud uns – und alle anderen Theaterfans – zu einer Live-Vorführung von „Schmetterlinge sind frei“ ein: Heute um 20 Uhr spielten die vier Schauspieler ihr Stück auf ihrer gewohnten Bühne. Aber das Publikum blieb zu Hause und erlebte ein Theaterstück der besonderen Art: als Live-Stream am häuslichen Bildschirm.

Unsere erste Streaming-Erfahrung bewerten wir Schattenlichter positiv: Es ist zwar nicht das Gleiche wie ein echter Theaterbesuch, aber in diesen Zeiten haben wir nun mal nicht die Wahl. Immerhin sind wir gesund geblieben und auch nicht als Wirt für das Virus tätig geworden. Und wir haben Johannes Hallervorden, Julia Biedermann, Helen Barke und Fabian Stromberger live beim Spielen zugeguckt, konnten sie aus der Nähe sehen (eigentlich hatten wir Reihe 30 gebucht), niemand neben uns hat gehustet oder geraschelt, wir mussten weder auf den Bus warten, noch an der Garderobe oder am WC anstehen, und mitreißend war das Stück allemal.

Im Mittelpunkt der Handlung steht ein junger Erwachsener: Don Baker. Er hat gerade seine erste eigene Wohnung bezogen, um endlich auf eigenen Füßen zu stehen und sich aus den Fängen seiner überfürsorglichen Mutter zu befreien. Soweit nichts Besonderes, aber Don ist blind.

Gerade als sich Don in seinem spartanischen Zimmerchen gut zurechtfindet, flattert die neue Nachbarin Jill in sein Leben. Sie ist das absolute Gegenteil von Don: frei, lebenslustig und spontan. Die beiden verlieben sich. Doch die Komplikationen lassen nicht lange auf sich warten. Denn was für Don ein Quantensprung ist, scheint für die lockere Jill nur ein Abenteuer von vielen. Und dann mischt sich auch noch Dons Mutter ein, der offenbar jedes Mittel recht ist, ihren geliebten Sohn wieder zurück nach Hause zu holen …

Das Ganze findet glaubwürdig und flott gespielt in einem gelungenen Bühnenbild statt; Dons Wohnung mit ihrem coolen Hochbett und ihrem großzügigen Dachfenster – das Don gar nicht sehen kann – hätte man auch gerne als erste eigene Bleibe gehabt. Was sich in Jills unordentlich-chaotischer Nachbarwohnung abspielt, kann man sich nur vor seinem inneren Auge vorstellen – gut für die Entwicklung der Phantasie! Ohnehin wird man nach diesem Stück seine blinden Mitmenschen in einem anderen Licht sehen.

Zuletzt sei einem Schattenlicht von Ende 40 die Bemerkung erlaubt, dass Julia Biedermann, die in meiner Jugend immer tolle Jugendliche spielte, auch als übereifrige Helicoptermutter überzeugen kann.

Anders als bei einem tatsächlichen Besuch im Schlosspark-Theater herrschte bei den virtuellen Besuchern ein reges Kommen und Gehen – da haben die Leute eben doch eher Fernseh- als Theatergewohnheiten. Kurz vor Beginn sprang die angezeigte Zuschauerzahl innerhalb von Sekunden von 300 auf mehr als 750. Wenn man sich vorstellt, dass wir zu viert vor dem Laptop saßen, können es also auch 3.000 Zuschauer gewesen sein. Am Ende waren immer noch mehr als 600 bei der Stange, und es hagelte virtuellen Applaus und jede Menge begeisterte Kommentare.

Für die Schattenlichter ist eins klar: Die Theaterkarten werden gespendet! Das war eine super Aktion des Schlosspark-Teams!

Den Live-Stream gibt es am morgigen Donnerstag, dem 19.3., noch einmal: Einfach um kurz vor 20 Uhr auf Facebook die Seite des Schlosspark-Theaters aufrufen (Schlosspark Theater Berlin), in der linken Navigationsleiste auf „Video“ klicken! Und Spenden nicht vergessen!

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