Das Theater „Schattenlichter“ dreht einen Film

Das Theater „Schattenlichter“ dreht einen Film

Aus: Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf (10.12.2020)
Autor: Boris Buchholz

Das Theater „Schattenlichter“ dreht einen Film: „Die Mauer wird noch in 100 Jahren stehen“. Corona warf auch den Proben- und Spielplan des Zehlendorfer Laien-Theaters „Die Schattenlichter“ um: Eigentlich wollten die Freizeit-Schauspielerinnen und -Schauspieler 2021 einen Agatha-Christie-Krimi auf die Bühne des Gemeindehauses der Zehlendorfer Paulusgemeinde bringen. Jetzt ist das Krimi-Projekt auf 2022 verschoben; stattdessen haben die Theaterleute die Kamera aufgebaut – jetzt wurde gefilmt.

„Die Mauer wird noch in 100 Jahren stehen“. Grundlage des Theaterfilms ist eine reale Umfrage zur Deutschen Einheit und einem eventuellen Fall der Mauer; die Umfrage wurde im Mai und Juni 1989 von Schattenlicht Elke Brumm (ein Interview mit ihr finden Sie hier) in Zehlendorf-Mitte durchgeführt. Es war ein Schulprojekt, sie präsentierte ihren Mitschülern die Antworten von 45 Berlinerinnen und Berlinern in einem vierstündigen Referat. Fünf Monate später fiel die Mauer.

45 Schauspielerinnen und Schauspieler stehen vor der Kamera, alles ehemalige oder aktuelle Mitglieder der „Schattenlichter“. „Zu den meisten Proben war jeweils nur ein einziger Schauspieler vor der Kamera erforderlich, so dass sich die Ansteckungsgefahr in Grenzen hielt“, erklärt die Schauspieler-Truppe in einer Presseankündigung. Und auch Sie werden sicher im Kino-Saal sitzen können, versprechen die Macher: „Filmschauspieler sind fürs Publikum nicht ansteckend.“

Der 90-minütige Film „Die Mauer wird noch in 100 Jahren stehen“ wird am 22. Februar 2021 uraufgeführt. Schon jetzt läuft der Kartenverkauf; neben der Premiere sind fünf weitere Vorführungen im Gemeindehaus der Paulusgemeinde (Teltower Damm 6) vorgesehen. Karten zu 5 Euro können Sie auf der Website schattenlichter.info erwerben, es wird keine Abendkasse geben.

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45 Filme – Filmschauspieler sind fürs Publikum nicht ansteckend!

45 Filme – Filmschauspieler sind fürs Publikum nicht ansteckend!

Aus: Zehlendorf aktuell (Dezember 2020/Januar 2021)
Autorin: Elke Brumm

Fotograf: Jean-Pierre Pactat

Seit April 2020 probte die Zehlendorfer Theatergruppe Schattenlichter einen Agatha-Christie-Krimi, um ihn im Februar 2021 im Gemeindehaus der Paulus-Gemeinde am Teltower Damm 6 aufzuführen. Als sich Ende Oktober 2020 abzeichnete, dass die coronabedingten Vorsichtsmaßnahmen die wichtigen Proben der Wintermonate und schließlich auch die Aufführungen stark beeinträchtigen würden, verschoben die Schattenlichter ihre Krimipremiere notgedrungen auf Februar 2022.

Für Februar 2021 wurde eine völlig neue Art von coronagerechtem Theaterprojekt ersonnen: Die Schattenlichter verfilmten eine von einem Gruppenmitglied erstellte Textsammlung. Zu den meisten Proben war jeweils nur ein einziger Schauspieler vor der Kamera erforderlich, so dass sich die Ansteckungsgefahr in Grenzen hielt. Durch den filmischen Zusammenschnitt von Gruppenmitglied Jean-Pierre Pactat kommen 45 aktuelle und ehemalige Schattenlichter auf der Leinwand nun wieder zusammen.

Dem treuen Schattenlichter-Publikum, das die Laienaufführungen zum Teil schon seit 1985 regelmäßig besucht, kann so zum gewohnten Theatertermin Ende Februar 2021 eine nicht ansteckende Schattenlichter-Produktion präsentiert werden. Da die Corona-Abstandsregeln nur wenige Zuschauer im Theatersaal zulassen, wird der Film statt an den üblichen drei Abenden an sechs Abenden zu sehen sein.

Anders als sonst gibt es Platzkarten, um ein Gedränge im Gemeindehaus zu verhindern. Dafür können diesmal keine Karten reserviert werden; es findet ausschließlich ein Vorverkauf statt – immer montags zwischen 18:15 und 18:30 Uhr im Foyer des Paulus-Gemeindehauses, Teltower Damm 6. Zudem ist erstmals ein Kartenkauf im Internet möglich (5 Euro, alle weiteren Informationen auf www.schattenlichter.info).

Den Film drehten die Schattenlichter an unterschiedlichen Stellen des Gemeindehauses. Das Filmthema ist eine echte Umfrage zur Deutschen Frage, die im Mai und Juni 1989 von einem Mitglied der Paulus-Gemeinde in Zehlendorf-Mitte durchgeführt wurde. Der Titel: „Die Mauer wird noch in 100 Jahren stehen – Filmische Darstellung einer echte Umfrage zur Deutschen Frage, die im Mai/Juni 1989 in Zehlendorf-Mitte durchgeführt wurde“.

Zum Inhalt: Es war gerade drei Monate her, dass DDR-Staatschef Erich Honecker gesagt hatte: „Die Mauer (…) wird auch noch in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhandenen Gründe nicht beseitigt sind.“ Eine Wende war damals, im Frühjahr 1989, noch nicht zu erahnen. Da machte eine Zehlendorfer Abiturientin für ihren Grundkurs Geschichte eine private Umfrage. „Wie könnte es zu einer Wiedervereini-gung kommen, und für wann ist sie wahrscheinlich?“. Das fragte sie 45 Personen. Die Antworten präsentierte sie ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in einem vierstündigen Referat im Juni 1989.

Das Thema interessierte die Schüler, Lehrer und Eltern; die Unterschiedlichkeit der Antworten verblüffte viele. Aber niemand, wirklich niemand ahnte, dass sich diese Frage nur fünf Monate später beantworten würde. Der Zeitpunkt für das Referat war rein zufällig gewählt worden, weil das Thema im Lehrplan vorgesehen war.

Diese ungewollte Aktualität macht die Textsammlung zu einem spannenden Dokument deutscher Zeitgeschichte. Hinweis: Sollten die Vorführungen coronabedingt verschoben werden müssen, so wird das auf der Schattenlichter-Homepage thematisiert.

Vorführungstermine:
Montag, 22. Februar 2021, 19 Uhr
Dienstag, 23. Februar 2021, 19 Uhr
Mittwoch, 24. Februar 2021, 19 Uhr
Donnerstag, 25. Februar 2021, 19 Uhr
Freitag, 26. Februar 2021, 19 Uhr
Samstag, 27. Februar 2021, 18 Uhr

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Konzept und eigene Stücke (2)

Theatertexte von Elke Brumm und Jörg Klein

„Stolz und Vorurteil“

Bühnenstück nach dem Roman von Jane Austen

Elke Brumm und Jörg Klein adaptierten 2011 erstmals einen Romantext für die Bühne. Mit ihrer Version von „Stolz und Vorurteil“ begeisterten sie nicht nur das Publikum der Schattenlichter, sondern schlossen auch eine Marktlücke: Seither wenden sich immer wieder Schauspielgruppen, die das Stück ebenfalls aufführen möchten, an die Autoren.

Um diesen Wunsch nachkommen zu können und „Stolz und Vorurteil“ möglichst vielen Zuschauern zugänglich zu machen, meldete Elke Brumm zum 1.2.2014 ein nebenberufliches Gewerbe an und hat somit eine Plattform für den Vertrieb der Stücktexte.

In den darauffolgenden Jahren entstanden zwei weitere Stücke:

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Theater trotz Corona

Theater trotz Corona

Aus: Paulus Blätter (12/2020)
Autorin: Elke Brumm

„Die Mauer wird noch in 100 Jahren stehen“ – filmische Darstellung einer echten Umfrage zur Deutschen Frage, die im Mai und Juni 19889 in Zehlendorf-Mitte durchgeführt wurde,

Montag bis Freitag, 22. bis 26. Februar 2021, 19 Uhr
Samstag, 27. Februar, 18 Uhr

Karten für 5 Euro beim Adventscafé

Mehr dazu: www.schattenlichter.info

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Nicht nur die Schattenlichter drehen einen Theaterfilm

Nicht nur die Schattenlichter drehen einen Theaterfilm

Um der Corona-Pandemie zu trotzen, haben sich die Schattenlichter bekanntermaßen ans Werk gemacht, einen Theaterfilm zu drehen – aber nicht nur die Schattenlichter!

Wie heute im Tagesspiegel zu lesen ist, kam auch das Weddinger Prime Time Theater auf diese geniale Idee. Das ist bemerkenswert, da die filmische Darstellung ursprünglich gerade das war, wovon sich das Prime-Time-Team abgewandt hatte: Das Konzept der Truppe war, in „Gutes Wedding schlechtes Wedding“ TV-Soap-ähnliche Szenen auf die Bühne zu bringen. Und nun geht es – dank Corona – wieder umgekehrt zurück auf die Mattscheibe beziehungsweise den Bildschirm des Laptops. Verrückte Zeiten – aber wem sagen wir das …

126 Folgen „Gutes Wedding schlechtes Wedding“ hatten es schon auf die Bühne geschafft. Die 127. ist nun unter dem Titel „Keine Zeit für Piccolo“ als Theaterfilm online zu sehen: für zwei Euro zur Miete oder drei Euro zum Kauf.

Wie bei den Schattenlichtern wurde vor allem auf der eigenen Bühne gedreht. Hinzu kamen aber auch „Szenen in rumpelnden Autos“. Ob die Schattenlichter sich davon inspirieren lassen oder ihrem Konzept treu bleiben, ausschließlich im Paulus-Gemeindehaus – irgendwo zwischen Keller und Dachboden – zu drehen, bleibt dahingestellt.  

Das Prime Time Theater hat in seinem Film Gastauftritte von beliebten Berliner Bühnenprofis wie Gayle Tufts, Nina Queer und Dieter Hallervorden. Auch die Schattenlichter greifen – angesichts 45 zu besetzender Filmrollen – auf Gäste zurück, und zwar aus dem Kreise der ehemaligen Mitspieler. Da die Gruppe nach 35 Jahren Gruppengeschichte bereits über mehr als 120 ehemalige Mitspielerinnen und Mitspieler verfügt, kein Problem. Und mancher Stammgast wird sich über ein Leinwand-Wiedersehen mit den bekannten Gesichtern freuen.

Aber noch einmal zu „Keine Zeit für Piccolo“: Versprochen wird ein „zünftiger Agententhriller“, „eine Null-Null-Nonsens-Kanonade, die im schönsten „Wo drückt denn die Adilette“-Sound zwischen Sankt Petersburg und Weddinger Wurstbude hin und her schießt“. Oha! Wir sagen nur: Alle Angaben ohne Gewehr.

Der Tipp der Schattenlichter: Wer es auch mal trashig mag, am besten gleich heute zur Prime Time den Film herunterladen!

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Wieder ein Monat ohne Live-Theater …

Wieder ein Monat ohne Live-Theater …

Aufgrund des aktuellen coronabedingten Theaterverbots können die Schattenlichter in diesem Monat leider keinen Live-Theater-Tipp veröffentlichen.

Aber der bei uns sehr beliebte Puppenspieler Michael Hatzius (siehe z. B. unser Theater-Tipp im Juni 2020) hat gerade einen Kurzauftritt von zwei Charakteren aus seinem vielseitigen Puppenspektrum herausgebracht. Topaktuell und saukomisch tauschen sich die beiden über das neue Infektionsschutzgesetz aus. Hier zu sehen!

Unsere Empfehlung! Und – sobald es wieder geht – Tickets für Hatzius und seine Freunde live besorgen!

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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Unser erster Theaterbesuch in der Pandemiezeit, der nicht in einem dauerdurchlüfteten Freilufttheater, sondern wieder in geschlossenen Räumen stattfand, führte heute vier Schattenlichter ins Kleine Theater am Südwestkorso.

Wer schon einmal dort war, weiß, dass es sich um ein – dem Namen entsprechend – kleines und gemütliches Theater handelt, bei dem alle eng beieinander sitzen. Klingt nicht gerade geeignet für die derzeitige Lage, aber das Team hat die Hygiene- und Abstandsregeln vorbildlich umgesetzt – auch wenn das für das Theater bedeutet, dass lediglich ein Drittel der 100 Sitzplätze besetzt werden kann.

In der Pause wurde gut gelüftet, der Pausengetränkeverkauf fand unter freiem Himmel statt, wobei ein Zelt vor dem Oktoberregen schützte, und immer wieder prüften die Mitarbeiter, ob sich alle Gäste an die Abstands- und Maskenregeln hielten. Da musste man nicht selbst die Initiative ergreifen und konnte sich auf den Theatergenuss konzentrieren.

Das heutige Programm fällt in die Kategorie „Beliebter Kinofilm auf die Bühne gebracht“. Das Erfolgrezept ist auch diesmal aufgegangen, obgleich wir im Vorfeld Schwierigkeiten hatten, uns vorzustellen, wie das gehen könnte.

Denn es handelte sich um „Er ist wieder da“, einen 2015 mit großem Stab verfilmten Bestseller-Stoff von Timur Vermes. Der Film lebt von klassischen Filmszenen vor Berliner Kulisse, aber auch von spontan in ganz Deutschland gedrehten Spontaninterviews und Begegnungen. Wie sollte das auf einer winzigen Bühne mit nur zwei Schauspielern klappen?

Das Kleine Theater hat „ganz einfach“ eine raffinierte und überzeugende Rahmenhandlung hinzuerfunden, und während Boris Freytag die Hauptrolle übernimmt, spielt Alessa Kordeck sämtliche zehn Nebenrollen. Das ist kurzweilig und witzig – und es transportiert jede Menge Stoff aus Film und Buch. Es geht also nichts verloren.

Die Story ist im Prinzip schnell erzählt: Es ist der 20. April 2020 in Berlin. Plötzlich erwacht Adolf Hitler irgendwo im Stadtzentrum auf einem Fußballplatz – zwar in leicht ramponierter Uniform, aber ansonsten unversehrt. Ausgerechnet an seinem Geburtstag muss er feststellen, dass er die letzten 75 Jahre offenbar verschlafen hat, dass das Deutsche Reich einer Bundesrepublik gewichen ist, die unglaublicherweise von einer Frau regiert wird, und dass sich die Grenzen Deutschlands zu seinen Ungunsten verschoben haben.

Doch schnell ist Hitler wieder obenauf, denn er versteht es, das Fernsehen, das „Internetz“ und die neuen Medien für seine Propaganda zu nutzen.
Wer wissen will, wie es ausgeht, hat im Oktober noch jede Menge Gelegenheit dazu: am 10., 11., 21., 22., 23. und 24. Oktober; Karten kosten 20 bzw. 15 Euro.

Die Schattenlichter müssen Euch aber warnen: Ihr werdet auf dem Heimweg noch lange Hitlers Sprrrache im Ohr haben …

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Von Gerechtigkeit, Verrat, Rache, Macht und Unterwerfung

Von Gerechtigkeit, Verrat, Rache, Macht und Unterwerfung

Wer den Theater-Tipp der Schattenlichter für den Monat August 2020 gelesen hat, kennt bereits unsere Lobpreisung des neuen Globe Theaters Berlin, das in den nächsten Wochen seine zweite Spielzeit in Berlin-Charlottenburg beendet.

Während wir dort im August ein Gastspiel gesehen hatten, besuchten wir diesmal ein eigenes Stück des Globe-Ensembles – und, wie es sich für ein Globe Theater gehört, ein Werk von Shakespeare höchstpersönlich.

Im ersten Globe Theater, Shakespeares legendärer Open-Air-Arena, fand sich vor über 400 Jahren ein Querschnitt der Londoner Bevölkerung zusammen, um Begegnung, Bildung und Unterhaltung an einem verbindenden Ort zu erleben. Auch im neuen Globe Theater Berlin trafen die fünf Schattenlichter heute ein bunt gemischtes Publikum aller Altersgruppen; Touristen und Einheimische, einmal quer durch die ganze Stadt.

In einem Globe Theater befinden sich Bühne und Publikum unmittelbar beieinander; die räumliche Trennung der bürgerlichen Guckkastenbühne wird aufgehoben. Entsprechend sprang auch bei dem heutigen Theaterbesuch der Bühnenfunke schnell ins Publikum über, das kreuz und quer im Publikumsrund saß.

Der Stücktitel „Der Sturm“ war glücklicherweise nicht wegweisend für das bei einem Open-Air-Theaterbesuch nicht eben unwichtige Wetter. Das zeigte sich von seiner für Mitte September besten Seite. Ein laues Lüftchen wehte, so dass Corona-Viren keine Chance hatten.

Aber der Stücktitel passte perfekt zu den Hauptthemen des Shakespearschen Dramas: Gerechtigkeit, Verrat, Rache, Macht und Unterwerfung – und natürlich auch Liebe, die als Sturm daherkommt.

Das auch als „Zauberkomödie“ bezeichnete Stück erzählt von Prospero, dem rechtmäßigen Herzog von Mailand, der durch seinen intriganten Bruder gestürzt und mit seiner Tochter auf offener See zum Sterben ausgesetzt wird, sich jedoch auf eine abgelegene Insel retten kann. Zwölf Jahre später beschwört er einen Sturm (!) herauf und versammelt so all seine früheren Widersacher auf dieser Insel.

Zusammengefasst heißt es sehr anschaulich in der Stückankündigung auf der Homepage des Globe Theater Berlin: „In diesem Stück wollen sich alle an die Gurgel oder unter den Rock.“ Die Handlung detaillierter wiederzugeben, würde den Rahmen dieses Theater-Tipps sprengen.

Die Inszenierung schafft es, das relativ lange Stück kurzweilig und modern zu vermitteln. Die vielen Ortswechsel im Theaterrund tragen dazu bei, dass es nicht langweilig wird: Immerzu muss man den Kopf anderswohin wenden, wo gerade wieder etwas los ist.

Sehr kreativ sind auch die Kostüme; da zieht sich schon mal jemand einen Nylonstrumpf über den Kopf oder tritt nur mit Unterhose und Degen auf.

Mit dem heutigen Abend hat sich „Der Sturm“ leider für diese Spielzeit ausgestürmt. Aber das Globe-Programm reicht noch bis zum 26. September. In den verbleibenden Tagen wird eine abwechslungsreiche Mischung unterschiedlicher Schauspielarten zu sehen sein: Sprechtheater, Musik und das von uns im August besuchte Improtheater. Mit einem Ticketkauf kann man eigentlich nichts falsch machen. Selbst wenn ein Sturm aufziehen sollte, gibt es einen Gutschein für eine Vorführung bei besserem Wetter – ohne Sturm.

globe.berlin

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Eine surreal anmutende Kulisse mitten im Charlottenburger Wohngebiet

Eine surreal anmutende Kulisse mitten im Charlottenburger Wohngebiet

Wer mal wieder Lust auf Theater hat, aber noch nicht in geschlossene Räume gehen möchte, sollte die derzeitigen lauen Sommerabende so nutzen, wie es gestern Abend sechs Schattenlichter taten: mit einem Besuch des Globe Theater Berlin in der Charlottenburger Sömmeringstraße.

Im nächsten Jahr will das Globe-Ensemble an diesem Ort den hölzernen „Globe Theater“-Bau des Theaters aus Schwäbisch Hall aufgestellt haben – dort gibt es inzwischen einen festen Globe-Theaterbau nach Shakespearschem Vorbild – und diese besondere Location dann dauerhaft bespielen.

Da noch einige Formalitäten zu erledigen sind, hat das Globe Berlin 2020 – wie schon 2019 – zum Prolog-Jahr erklärt und spielt auf einer temporären „Open O Bühne“ in Charlottenburg.

Allein schon für diese Bühne lohnt sich der Weg in die Sömmeringstraße, denn sie besteht aus Teilen des Schwäbisch-Haller Theaterbaus, und auch die noch nicht verwendeten Teile sind schon vor Ort aufgestapelt. Eine surreal anmutende Kulisse mitten im Charlottenburger Wohngebiet!

Die Interimsbühne und der Publikumsbereich sind Corona-konform gestaltet. Das Publikum sitzt mitten im offenen O, auf gut 100 Stühlen mit üppigem Abstand.

Das abwechslungsreiche Programm endet erst Ende September: Es gibt eigene Inszenierungen und Gastspiele. Das Globe Ensemble Berlin zeigt eine neue Inszenierung von Shakespeares „Der Sturm“ und spielt somit ein Stück, das unbedingt auf eine Shakespeare-Bühne gehört. Dass das Ensemble Shakespeare voll drauf hat, hat es schon 2019 eindrucksvoll bewiesen.

Neben wöchentlichen Gastspielen von The Swingin‘ Hermlins (Jazz) und Theatersport Berlin (Improtheater) stehen weitere Konzerte auf dem Programm, beispielsweise die „kleineReise“ des 2PersonenOrchesters (28.8.) und das Taschenbluesorchester (4.9.).

Die Schattenlichter hatten Lust auf Theatersport – kurzweiliges Improvisationstheater, das zwei Gruppen auf Basis der Zurufe des Publikums entwickeln. Gestern gab’s recht anspruchsvolle Wünsche wie die Verwendung des Begriffs „Technologieevangelist“, eine Darstellung des Epos‘ „Ben Hur“ und einen Fallschirmsprung im Trapez. Auch Szenen aus dem gestrigen Tagesablauf des Publikums wurden improvisiert, beispielsweise hatte sich gestern ein Gast aus seiner Wohnung ausgeschlossen. Selbst Lieder und Simultansprache wurden aufgrund dieser Vorgaben spontan erfunden.

Nach jeder Runde stimmt das Publikum ab. Da alle Schauspieler Meister der Improvisation waren und sich im Mittelalter genauso schnell zurecht fanden wie im politischen Jetzt, fiel die Entscheidung äußerst knapp und somit richtig spannend aus.

Im Publikum wachte ein aufmerksamer Gast über den pandemiebedingt erforderlichen Abstand der Improvisierenden auf der Bühne und warnte mit einer Hupe, wenn die Schauspieler Gefahr liefen, sich zu nahe zu kommen.

Es gibt ja diverse Improtheatergruppen, aber die im Globe spielende ist so etwas wie „das Original“: Theatersport Berlin gründete sich 1995 als erstes Berliner Improvisationstheater. Jeder Abend ist einmalig und einzigartig. Hinzu kommt in den Augen der Schattenlichter, die Theater ja immer zugleich als Publikum und als Schauspieler beurteilen, ein großer Vorteil: Die Improschauspieler müssen keinen Text lernen!

Da wir das andere Programm nicht kennen, empfehlen wir vor allem einen Besuch des Theatersports im Globe Berlin – beispielsweise am Montag, 24.8., am Samstag, 29.8., Montag, 31.8., Samstag, 5.9. oder Montag, 7.9. Aber auch Shakespeares „Sturm“ ist sicherlich sehenswert.

Karten gibt es unter www.globe.berlin.

Infos zum Theatersport: www.theatersport-berlin.de

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Schattenlichter in den Zeiten von Corona

Schattenlichter in den Zeiten von Corona

Aus: Paulus Blätter (8/2020)
Autorin: Elke Brumm

Während Ende Mai im neuen Gemeindebeirat viele Mitglieder berichteten, dass ihre Gruppenarbeit in den ersten Pandemie­monaten komplett ruhen musste, ging die Arbeit der Theatergruppe Schattenlichter nahtlos weiter – wenngleich in gänzlich anderer Form als in den vergangenen 35 Jahren der Gruppengeschichte.

Die drei Aufführungen des Theaterstücks „Barbara“ mit je 200 Gästen konnten die Schattenlichter Ende Februar noch ohne jegliche Virussorgen über die Bühne des Großen Saals bringen. Doch schon nach dem ersten konstituierenden Treffen des neuen Theaterjahres Anfang März wurde das Corona-Kontaktverbot verhängt. Klassische Zusammenkünfte im Gemeindehaus waren also tabu.

Die ersten Aufgaben ließen sich mit etwas Mehraufwand per E-Mail erledigen: So reichten die Gruppenmitglieder online Vorschläge für ein neues Theaterstück ein, stimmten online ab und verteilten sogar die Rollen online.

Der nächste Schritt erforderte andere technische Mittel: Auf dem Programm stand nun das gemeinsame Lesen des neuen Stücktextes, um Kürzungsbedarf festzustellen und inhaltliche Unstimmigkeiten zu identifizieren. Also kam die Gruppe nicht im Großen Saal des Gemeindehauses zusammen, sondern erstmals in einer Videokonferenz.

Einige technische Schwierigkeiten traten auf – keine Verbindung, kein Ton, langsames WLAN … Bis elf Schattenlichter glücklich per „Zoom“ und Telefonzuschaltung verbunden waren, verging eine Dreiviertelstunde. Die Schattenlichter stellten fest: Zeitlich gesehen ein recht üblicher Probenbeginn – nur konnte man diesmal nicht den ÖPNV für die Verspätung verantwortlich machen, sondern das WLAN!

Beim nächsten Treffen Ende Mai waren zumindest schon wieder Zusammenkünfte von Mitgliedern zweier Haushalte gestattet. Mit Mundschutz und Abstandhalten trafen sich einzelne Schattenlichter mit drei neuen Mitspielern, um sie in die Gruppenabläufe einzuführen.

Nach zwei weiteren Videokonferenzen im Juni steht nun der neue Stücktext. Jetzt hoffen die Schattenlichter, dass sie ab September wieder im Großen Saal proben können. Wenn alles gutgeht, wird dort vom 25. bis zum 27. Februar 2021 ein Krimi von Agatha Christie zu sehen sein.

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